Interview

"Spielplatz-Paten machen den Unterschied"

Holger Hofmann ist einer der Initiatoren und Vorsitzender des Beirats vom „Bündnis Recht auf Spiel“, das sich für Spielplätze in Deutschland einsetzt. Als Experte im Spielraum-Referat des Deutschen Kinderhilfswerks weiß er, wovon er spricht, wenn er sagt: „Viele Spielplätze sind verwahrlost!“

Herr Hofmann, wie steht es um den Zustand der Spielplätze in unserem Land?

Seit den 80er-Jahren haben Kommunen und Bauträger sehr viel Geld in Spielplätze investiert. Wir haben uns also von den einfachen Spielplätzen mit Schaukel, Wippe und Sandkasten entfernt und setzen verstärkt auf Themenspielplätze. Die regen die Fantasie von Kindern an. Aber es gibt eine Einschränkung: In den letzten Jahren wurden die Mittel für den Spielplatzbau wieder heruntergefahren und die Ressourcen für die Wartung wurden stark gekürzt. Heute sind viele Spielplätze verwahrlost, und die Kommunen behelfen sich damit, dass sie wartungsintensive Geräte einfach abbauen.

Wen sehen Sie in der Verantwortung, die Spielplatzsituation zu verbessern?

Die Kommunen müssen ran und ihre Gelder besser investieren. Bei den knappen Ressourcen ist das natürlich nicht ganz einfach. Durch Veränderungen der gesetzlichen Grundlagen sehen sich außerdem private Bauherren nicht in der Pflicht, Spielplätze zu bauen. Die bebauen freie Flächen lieber mit Single-Wohnungen, weil sie davon mehr profitieren.

Wie lautet Ihre Forderung an die Kommunen?

Wir plädieren für ein grundsätzliches Umdenken. Die Landesbauordnungen geben nur vor, welche Flächen für den Bau von Spielplätzen verwendet werden können, sie machen aber keine qualitativen Vorgaben, wie die Spielplätze tatsächlich aussehen sollen. Da besteht Handlungsbedarf.

Was halten Sie davon, dass Nachbarn der Kinder wegen eigeninitiativ Spielplätze bauen?

Ich finde das sehr lobenswert. Dabei rate ich ihnen, Freiflächen auszuwählen, wo man Pflanzen, also die natürliche Umgebung, in die Gestaltung des Spielplatzes einbeziehen kann. Kinder lieben es, in der Natur selbst etwas zu gestalten und z. B. Häuser unter dem Schutz einer Weide zu bauen. Und sie sollten bewegliches Material auf einem Spielplatz einsetzen. Das erfordert allerdings einen Spielplatz-Paten. Das Modell hat sich bewährt. Solche Paten sind nicht nur Aufpasser, sie bringen auch Gegenstände wie Bälle, Tücher etc. mit, um die Kinder zum freien Spiel zu animieren. Sie kümmern sich auch um die Wartung der Geräte und springen dort ein, wo die Kommunen nicht mehr tätig sind, nämlich in der Pflege von Spielplätzen.