Initiativen-Portraits

Treffpunkt der Generationen in Stiepelse

Die Einwohner des niedersächsischen Dorfes Stiepelse an der Elbe erfüllten sich ihren Wunsch nach einem Ort der Begegnung und Bewegung und bauten einen Mehrgenerationenspielplatz. Bei der Einweihungsfeier ihres neuen Treffpunktes entstand eine neue Idee, die die Nachbarn gemeinsam umsetzten: Jetzt säumen bunt bemalte Säulen die Dorfstraße, die für die Kinder Stiepelses stehen.

Stiepelse-artikel

Bei Minusgraden und Windstärke 6 packten an einem Aktionstag im März 40 Stiepelser an, hoben Fundamente aus und montierten Spielgeräte. Eine sensationelle Quote: Das Dorf hat insgesamt 87 Einwohner. „Am meisten hat mich begeistert, dass so viele Nachbarn mitgeholfen haben“, erzählt Astrid Daetz, Anwohnerin aus Stiepelse. „Wunderbar war auch die Stimmung auf der Baustelle. Trotz widriger Verhältnisse kamen alle immer gern wieder.“ An unzähligen Aktionstagen bereiteten die Stiepelser ihren Bauplatz vor, bestimmten die Standorte der Spielgeräte, maßen aus, montierten und betonierten.

Einprägende Begegnungen

„Am Anfang war es schwer auf die Nachbarn zuzugehen und zu fragen: ‚Was kannst du beitragen?’ Aber nach der zweiten Haustür war es schon einfach.“ Vor Baubeginn setzen sich die Dorfbewohner mit den Behörden auseinander. Sie stellten Anträge bei Deichverband, Deichbehörde, Bauamt und Gemeinde – alle Ämter willigten ein. Selbst ein Nachbar, der zunächst versuchte, das Bauvorhaben zu verhindern, machte schließlich ein Friedensangebot und brachte den arbeitenden Nachbarn Stärkung auf die Baustelle. Ein Moment ist Astrid Daetz ganz besonders in Erinnerung geblieben: Eine Frau kam mit ihrem Kind auf die Baustelle, sagte „das finde ich toll“, griff spontan nach einer Schubkarre und half mit.

Säulenspalier an der Elbstraße

Auf der Einweihungsfeier ihres Mehrgenerationenspielplatzes hatten die Stiepelser die Idee für ihr nächstes Projekt: Bunt bemalte Säulen vor jedem Haus der Elbstraße sollten als „Elbkinder“ die Kinder des Dorfes symbolisieren. „Unsere Kinder sind die Säulen von Stiepelse!“, sagt Astrid Daetz. Im August kamen 21 Nachbarn zusammen und gestalteten Baumstämme und Kanalrohre. Die jüngste Teilnehmerin war sieben Monate, die älteste 80 Jahre alt.

Neue Pläne der Stiepelser

Am 19. Oktober nahmen die Sieger von Roland Heimann, Marktleiter des hagebaumarkts Mölders in Dannenberg, und Erdtrud Mühlens, Gründerin von Netzwerk Nachbarschaft, den Janosch-Oscar und einen Scheck über 5.000 Euro entgegen. Roland Heimann lobte das Engagement der Stiepelser: „Trotz aller bürokratischer Hürden haben sie es geschafft: Der von Ihnen errichtete Mehrgenerationenspielplatz ist zu einem Ort der Bewegung und sozialen Begegnung geworden.“ Durch den Erfolg beschwingt, haben die Stiepelser sich schon ein neues, ehrgeiziges Projekt vorgenommen: Sie planen den Bau einer Kläranlage für ihr Dorfhaus. Ihr Ziel: die umweltfreundliche Entsorgung des Abwassers. Und die Pläne reichen noch weiter, so Astrid Daetz: „Stiepelse könnte auf lange Sicht energetisch autark werden. Nach und nach kann das gelingen, weil wir eine flexible, moderne und stabile Straßengemeinschaft sind.“