Das Netzwerk

Miteinander statt Nebeneinander

In den 15 Jahren des Bestehens von Netzwerk Nachbarschaft haben sich über 2.800 Nachbarschaften mit ihren Projekten vorgestellt und damit viele Impulse für neue Gemeinschaftsprojekte von Nachbarn für Nachbarn gegeben.

Janosch-Oscar Artikel

Nachbarn vernetzen sich, um ihren gemeinsamen Lebensraum mit kreativen, intelligenten Mitteln aufzuwerten und ihren Wohnalltag zu erleichtern. Diese Idee setzt sich immer mehr durch. Seit 15 Jahren führt Netzwerk Nachbarschaft Wettbewerbe durch, um den nachbarschaftlichen Gedanken zu fördern. Diese Wettbewerbe schaffen aktuelle Anlässe für Gemeinschaftsprojekte. Die zusätzlichen Anreize: Micro-Startgelder und Sachspenden, die helfen, erste finanzielle Hürden zu überwinden. Individuelle Beratung auf Augenhöhe durch den Expertenrat des Netzwerks und seine Partner. Kontaktvermittlung und Best-Practice-Beispiele von Nachbarn für Nachbarn. Und ganz wesentlich: Eine gute Presse – Erfolgsmeldungen, die anspornen.

Wohnsicherheit durch Gemeinschaft

Auf die Frage „Was zeichnet für Sie die schönste Straße aus?“ antworten 95 Prozent: Sicherheit für Kinder und Senioren. Sicher zu wohnen in entspannter, konfliktfreier Umgebung, sei es im Haus, in der Straße oder im Viertel, ist ein Recht, das jeder für sich beanspruchen und gestalten kann. Niemand will Anonymität, Ignoranz, Abschottung, Streit und hohe Fluktuation. Gute Nachbarschaft ist eine soziale Intelligenz. Sie kann viel bewirken, selbst in sozial schwierigen, angespannten Situationen.

Private Initiative und öffentliche Unterstützung

Auch Behörden und Verwaltungen können sich für Nachbarschaften einsetzen, indem sie zeigen, wie serviceorientiert und lernfähig sie sind. Wie fördernd es schon ist, wenn schnelle, unbürokratische Hilfe geleistet wird! Beispielsweise bei der Aufstellung von Give-Boxen oder Fahrradhäuschen, der Einrichtung eines Rent-a-bike-Services, Begrünungsaktionen oder Spielplatzmodernisierungen. Bei der Gestaltung von sozialem Raum und von Nachbartreffs für ältere Menschen. Bei der Unterstützung von Straßenfesten und Baumpflanzaktionen. Hier können Ämter mit engagierten Nachbarn gemeinsame Sache machen, sich um intelligente Lösungen bemühen und neue Wege finden.

Inspirieren und begleiten

Das Prinzip von Netzwerk Nachbarschaft: Impulse statt Pflichtenhefte, Best-Practice-Beispiele statt Appelle, Orientierung und Inspiration statt starrer Regelwerke. Wir fördern verbindliche Strukturen und Zuverlässigkeit, beispielsweise durch Patenschaften und nachhaltige Vernetzung. Wir beraten mit Checklisten zur Initiativen-Gründung, mit Fachwissen von Experten verschiedenster Sachgebiete, durch Hilfe im Umgang mit der Bürokratie. Die Initiative – und das ist unsere einzige Vorgabe im Netzwerk Nachbarschaft – soll stets von den Nachbarn ausgehen. Nachbarschaft funktioniert eben nicht „von oben herab“. Sie ist auch nicht „ehrenamtlich“, sondern geprägt von einem gesunden, sozialen Egoismus.

Antworten auf gesellschaftliche Fragen

Wir brauchen einen Wahrnehmungswechsel, dringend! Viele Herausforderungen sind ohne die Nahversorgungsqualität, die gute Nachbarschaft bietet, nicht zu bewerkstelligen. Ein Thema, dass uns besonders am Herzen liegt: das Mehrgenerationen-Miteinander im direkten Wohnumfeld. Vier von fünf Deutschen wollen im Alter in ihren eigenen vier Wänden wohnen. Das kann wunderbar funktionieren, wenn die Ressource Nachbarschaft mehr Wertschätzung erfährt. Statt eine „Überalterung der Gesellschaft“ zu beschwören, sollten wir nach vorne blicken und Nachbarschaft als funktionierendes Versorgungssystem fördern, das auf Vertrautheit und Nähe baut. Gute Nachbarschaft ist ein Schlüssel für lebenslange Mobilität und Gesundheit. Sie hilft den älteren Bewohnern, so lange wie möglich in den eigenen vier Wänden zu bleiben und am gesellschaftlichen Leben im Wohnumfeld teilzuhaben.

Jeder kann gewinnen!

„Wohnen plus“ – gute Nachbarschaft – basiert auf Gegenseitigkeit. Die Jüngeren helfen den Älteren, wo sich diese nicht mehr alleine zu helfen wissen. Die Älteren unterstützen junge Familien, alleinerziehende Mütter und Berufstätige mit Hausaufgabenhilfen, Kinderbetreuung, Patenschaften. Auf diesen „Generationen-Vertrag“ können wir bauen – auch im gemeinsamen Wirken mit professionellen Hilfsdiensten.

Gute Nachbarschaft ist für jeden Einzelnen von uns ein großer Gewinn – ein sozialer, wirtschaftlicher, kultureller und vor allem ein menschlicher. Daher freuen wir uns auf die nächsten Jahre Netzwerk Nachbarschaft in denen wir uns – zusammen mit unseren Partnern – weiterhin tatkräftig dafür einsetzen werden, die kreative Eigeninitiative von nachbarschaftlichen Netzwerken noch stärker zu fördern und ihr künftig noch mehr Raum zu geben.