Dorfleben

Wir alle sind das Dorf

Überschuldung, Arbeitslosigkeit, Abwanderung – diese Probleme lasteten schwer auf Ziegendorf. Jetzt gibt es den Nachbar-Treff.

NdW KW4 Artikel

„So kann das nicht weitergehen!“ Vor fünf Jahren beschlossen die Anwohnerinnen, zu handeln. Nicht länger mit ansehen wollten sie, dass immer mehr junge Leute aus 300-Seelen-Dorf wegzogen, und der Gemeinde wegen Geldnot die Hände gebunden waren. Mit viel Frauenpower belebten die Landfrauen den Gemeinschaftssinn wieder neu. Ihre Aktion: Die Gründung eines Nachbar-Treffs. Sie überzeugten die Evangelische Kirche, ihr seit vielen Jahren leerstehendes Pfarrhaus zur Verfügung zu stellen. Mit einer Handvoll Nachbarn legten sie dann los.

Gemeinsam in Aktion

Zunächst machten sie den Pfarrgarten urbar und richtig grün. Sie schnitten Sträucher zurück, legten neue Beete und Sitzplätze an. Dann richteten sie eine Bibliothek und eine Nähstube ein. 2013 bewarben sie sich mit ihren Projekten beimn Wettbewerb „Die schönste Straße Deutschlands“, zu dem Netzwerk Nachbarschaft und der Sponsor hagebaumarkt aufriefen. Sie überezugten die Jury, gewannen 5.000 Euro und legten die Prämie für die weitere Einrichtung des Pfarrhauses, für Gartenmöbel und neue Pflanzen an.

Aufbruchsstimmung belebt

„Der Wettbewerb gab unseren Aktionen einen enormen Anschub“, berichtet Petra Mannfeld, Landfrau und Bürgermeisterin von Ziegendorf. „Die Dorfbewohner nehmen ihre Zukunft jetzt wieder selbst in die Hand.“ Heute veranstalten sie im Nachbtreff wöchentliche Landfrauen-Meetings, regelmäßige Theaterevents und eine äußerst begehrte, stark frequentierte Pflanzentauschbörse.

Tatendrang statt Resignation

Eigeninitiative statt Passivität – der Impuls ist nachhaltig, weitere Aktionen folgten. Zum Beispiel eine Aufräumaktion im Wohnumfeld, bei der die Landfrauen den Unrat in verlassenen Häusern beseitigten, auf dem alten Friedhof aufräumten und an weiteren Stellen des Dorfes für schönere Anblicke sorgten. Zudem engagieren sich die Landfrauen für ältere, alleinstehende Nachbarn und laden sie regelmäßig zu Seniorenkaffeetafeln ein. Gemeinsame Grillabende sind zur Selbstverständlichkeit geworden. „Unser Projekt und die Anerkennung für unser Engagement hat ein neues Gemeinschaftsgefühl hervorgerufen“, sagt Petra Mannfeld. „Wir alle sind das Dorf und wir können etwas verändern!“