Einsamkeit? Nicht mit uns!

„Gemeinsam aus der Einsamkeit“ hieß es bei der Aktionswoche des Bundesfamilienministeriums. Viele Nachbarschaften haben dieses Motto längst verinnerlicht und sorgen mit vorbildlichen Angeboten dafür, alle Menschen im jeweiligen Wohnumfeld einzubinden.

Zwar gibt es in Deutschland kein Einsamkeitsministerium wie in Großbritannien, doch die Aufmerksamkeit der Politik für das Thema ist zuletzt auch hierzulande gestiegen. Ende 2023 verabschiedete Bundesfamilienministerin Lisa Paus eine Strategie gegen Einsamkeit, aktuell veranstaltet ihr Ministerium gemeinsam mit dem Kompetenznetz Einsamkeit zum zweiten Mal die Aktionswoche "Gemeinsam aus der Einsamkeit". Wie viel in dieser Hinsicht längst getan wird und wie gerade in Nachbarschaften Isolation und Einsamkeit aufgebrochen werden, zeigt Netzwerk Nachbarschaft. Die vorgestellten Projekte beweisen, wie man mit kreativen Ideen und freiwilligem Engagement Vereinsamung entgegenwirken und so die psychosoziale Gesundheit aller im Wohnumfeld stärken kann.

Aktiv gegen die Einsamkeit

„Gemeinsam gegen Einsam“, mit diesem Namen sind in Bergheim Nachbarinnen und Nachbarn in ihrem sozialen Netzwerk schon vor vielen Jahren angetreten. Ihre Idee hat sich bewährt: Sie helfen älteren Menschen bei der Pflege sozialer Kontakte und unterstützen sie im Alltag. Sie organisieren einen offenen Singkreis, ein Tanzcafé und eine Sportgruppe. „Hier werden viele Freundschaften geschlossen“, sagt Anni Wilbertz von der Initiative.

Gut vernetzt, gut umsorgt

Die NachbarInnen im Hamburger Verein "Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde" kümmern sich darum, dass ältere Menschen länger selbstständig im gewohnten Umfeld leben können. Ein Anruf genügt und die HelferInnen gehen für sie einkaufen, packen bei Bedarf im Haushalt mit an oder kommen einfach mal auf eine Plauderstunde vorbei. Ihr Gewinn: Später dürfen sie ebenfalls mit Unterstützung in ihrer Nachbarschaft rechnen. Für dieses zukunftsweisende Projekt wurde die "Machbarschaft" mit dem Förderpreis "Gesunde Nachbarschaften" 2020 ausgezeichnet.

Unter einem Dach

Ideal gegen Vereinzelung: das Wohnen in einer organisierten Gemeinschaft. Ein ganz besonderes Zuhause bietet in dieser Hinsicht der Pflegebauernhof von Guido Pusch in Marienrachdorf. Dort hat der Landwirt eine innovative Wohnform für Menschen mit und ohne Pflegebedarf geschaffen. Je nach Lust, Laune und Kraft bringen sich die Mitglieder der Bauernhof-WG in die Arbeit auf dem Hof ein und fühlen sich so auch im Alter noch gebraucht. „Durch die Mithilfe und die familiäre Struktur füllen wir das soziale Miteinander mit Leben“, sagt Pusch, der für seine wegweisende Initiative „Zukunft Pflegebauernhof" 2023 den Förderpreis „Gesunde Nachbarschaften“ erhalten hat.

Ein Treffpunkt für alle

Netzwerk Nachbarschaft will auch in diesem Jahr Nachbarschaften motivieren, lang gehegte Pläne umzusetzen und lobt gemeinsam mit der AOK erneut den Förderpreis „Gesunde Nachbarschaften“ aus. Aufgerufen sind erstmals auch Nachbarschaften in Bayern, sich mit Projekten für ein gesundes Miteinander im Wohnumfeld zu bewerben. Bereits zum fünften Mal in Jahresfolge können Nachbarschaften in Hamburg und NRW an der Ausschreibung teilnehmen.