Hilfe für Alleinerziehende
Viele alleinerziehende Mütter führen ein Leben an der Armutsgrenze – trotz Berufstätigkeit! Das hat der neue Familienbericht kürzlich bestätigt. Wie können nachbarschaftliche Netzwerke Alleinerziehende unterstützen?
In jeder fünften Familie in Deutschland erziehen Eltern ihre Kinder allein oder getrennt. Das bedeutet: Bei uns leben etwa 1,7 Millionen Alleinerziehende mit Kindern unter 18 Jahren. Auch wenn der Anteil an alleinerziehenden Vätern zuletzt gestiegen ist, der Großteil der Single-Eltern sind nach wie vor Mütter (82 Prozent) – und die sind laut Bericht des Bundesfamilienministeriums (erschienen im Januar 2025) trotz Erwerbstätigkeit besonders oft von Armut bedroht.
Wer ein Familienleben ohne Partner oder Partnerin führt, ist also zweifellos besonderen Belastungen ausgesetzt. Um den Alltag besser meistern zu können, sind hilfreiche Strukturen in Nachbarschaften gefragt, allen voran wohnortnahe Mehrgenerationen-Netzwerke.
Wahlverwandtschaften helfen
Die Vorteile sind vielfältig. Beispielhaft zeigen das gemeinschaftliche Wohnformen, wie sie das Tanja-Ubländer-Haus in Essen praktiziert. In dem Mehrfamilienhaus wohnen Alleinerziehende mit SeniorInnen zusammen und unterstützen sich als Wahlverwandtschaft gegenseitig im Alltag. Die Älteren betreuen die Kinder, die jungen Mütter gewinnen Zeit, um eine Ausbildung zu absolvieren oder ihrem Beruf nachzugehen. „Wir helfen uns bei der Haushaltsführung, bei der Betreuung der Kleinen und beim Kochen. Denn jede von uns hat bestimmte Interessen und Fähigkeiten, die wir untereinander und mit anderen fördern!“, berichten die BewohnerInnen. Eine andere Form der Unterstützung initiierten die NachbarInnen des Projekts „Ahl und Jung ston zusamme“ in Köln-Ehrenfeld. Sie organisierten für die Kinder regelmäßige Treffen mit den SeniorInnen eines Stifts. Heute herrscht hier ein lebhaftes Miteinander – von gemeinsamem Kochen, Basteln und Spielen bis zu Ausflügen in die Umgebung. Für die alleinerziehenden Mütter eine enorme Hilfe, für die Kinder eine große Bereicherung.
Zu 100 Prozent auf Gemeinschaft ausgelegt ist das Düsseldorfer Genossenschafts-Projekt „Wir vom Gut“, eine Cohousing-Gemeinschaft von Familien, Alleinstehenden, SeniorInnen und Paaren. Für die Mütter und Väter der Kleinsten gibt es mit zwei U3-Tagespflegen eine zusätzliche Entlastung, die auch Familien aus der nahen Umgebung offensteht.
Austauschportale für Alleinerziehende
Rückendeckung für Alleinerziehende sind die Verbände, die sich den Interessen Alleinerziehender verschrieben haben. Eine zentrale Anlaufstelle ist der 1967 gegründete bundesweite „Verband alleinerziehender Mütter und Väter e.V.“. Er stellt Modellprojekte zur Kinderbetreuung vor und fordert, dass Einelternfamilien durch höhere Unterhaltssätze und steuerliche Entlastungen deutlich besser unterstützt werden. 2021 wurde mit „Alltagsheld:innen“ die erste gemeinnützige Stiftung für Alleinerziehende gegründet. Sie macht durch politische Lobby- und Öffentlichkeitsarbeit auf die Situation von Ein-Eltern-Familien aufmerksam und setzt sich dafür ein, dass Alleinerziehende mit ihren Kindern selbstbestimmt, finanziell wie rechtlich abgesichert und frei von Diskriminierung leben können. Auch Blogs wie mama-arbeitet.de oder gut-alleinerziehend.de machen sich für Verbesserungen der Lebenssituation von Single-Eltern stark – mit hilfreichen Tipps zum Aufbau von Netzwerken.
Weitere Informationen Verband allein erziehender Mütter und Väter e.V. Alltagsheld:innen Mama arbeitet, Blog gut-alleinerziehend.de, Blog Wohn-Projekte Ahl und Jong ston zusamme Wir vom Gut |