Gesundheit

Gemeinsam gegen Einsam

Die Nachbarin oder den Nachbarn um Unterstützung zu bitten, fällt vielen schwer. Das ergab eine Umfrage von Netzwerk Nachbarschaft. Wie kann man Hemmungen abbauen?

Gemeinsam-gegen-Einsam Artikel16,5 Millionen Einpersonen-Haushalte gibt es in Deutschland. 45% der Frauen ab 65 Jahren leben allein. Bei Männern ist dieser Anteil mit 20% deutlich niedriger. „Single-Haushalte machen in Städten wie Hamburg, München und Berlin über die Hälfte aller Wohnformen aus. Sie kosten unverhältnismäßig viel und tragen mit zunehmendem Alter auch zu Einsamkeit und dem sogenannten Einsiedler-Dasein bei. Das macht krank“, sagt Erdtrud Mühlens vom Netzwerk Nachbarschaft.

Kannst Du mir helfen?

„Fällt es Ihnen schwer, Ihre NachbarInnen um Hilfe zu bitten?“ fragte das Netzwerk die NutzerInnen der Plattform. Das Ergebnis zeigt, wie uneins sich die Nachbarn in dieser Frage sind: 51 Prozent fällt es sehr leicht beziehungsweise leicht, NachbarInnen um Hilfe zu bitten. Fast die Hälfte der Befragten gibt dagegen an, dass sie sich schwer oder sehr schwer damit tun, um Hilfe zu bitten. "Oft spielen dabei mangelnder Kontakt und falsch verstandene Scham eine Rolle“, sagt Erdtrud Mühlens.

Gemeinschaft auf Rezept?

In Großbritannien kümmert sich seit 2018 ein eigenes Ministerium um den Kampf gegen die Einsamkeit. Auch hierzulande wächst die Aufmerksamkeit für das Thema. Dass es ganz anders geht und gerade in Nachbarschaften Isolation und Einsamkeit aufgebrochen werden, zeigt das Netzwerk Nachbarschaft. Die vorgestellten Projekte beweisen, dass Hemmschwellen am besten abgebaut werden, wenn den Betroffenen Lust an der Gemeinschaft gemacht wird. Mit kreativen Ideen, viel Schwung und vor allem: Aufmerksamkeit.

Aktiv gegen die Einsamkeit

„Gemeinsam gegen Einsam“, mit diesem Namen sind in Bergheim Nachbarinnen und Nachbarn in ihrem sozialen Netzwerk schon vor vielen Jahren angetreten. Ihre Idee hat sich bewährt: Sie helfen älteren Menschen bei der Pflege sozialer Kontakte und unterstützen sie im Alltag. Sie organisieren einen offenen Singkreis, ein Tanzcafé und eine Sportgruppe. „Hier werden viele Freundschaften geschlossen“ sagt Anni Wilbertz von der Initiative.

Gut vernetzt, gut umsorgt

Die NachbarInnen im Hamburger Verein "Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde" kümmern sich darum, dass ältere Menschen länger selbstständig im gewohnten Umfeld leben können. Ein Anruf genügt und die HelferInnen gehen für sie einkaufen, packen bei Bedarf im Haushalt mit an oder kommen einfach mal auf eine Plauderstunde vorbei. Ihr Gewinn: Später dürfen sie ebenfalls mit Unterstützung in ihrer Nachbarschaft rechnen. Für dieses zukunftsweisende Projekt wurde die "Machbarschaft" mit dem Förderpreis "Gesunde Nachbarschaften" 2020 ausgezeichnet.

Unter einem Dach

Ideal gegen Vereinzelung: das Wohnen in einer organisierten Hausgemeinschaft. Die Kölner "Wunschnachbarn" haben als Gruppe Gleichgesinnter ein eigenes Wohnmodell entwickelt. Ihre Idee: eine neue barrierefreie Wohn- und Lebensform zu schaffen, in der Jung und Alt ein geselliges und gegenseitig unterstützendes Leben führen können. Heute betreiben die WunschnachbarInnen zum Beispiel ein Repair- und Nähcafé und gärtnern gemeinschaftlich.

Gemeinsam in den Wettbewerb

Netzwerk Nachbarschaft will auch in diesem Jahr Nachbarschaften motivieren, lang gehegte Pläne umzusetzen. Wir informieren über Pressemitteilungen und unsere Webseite die Öffentlichkeit über Ihre neuen Ideen und Taten. Lassen auch Sie sich zur Nachahmung anregen!

 

Mehr Informationen:

Gemeinsam gegen Einsam

Machbarschaft Wandsbek-Hinschenfelde

Wunschnachbarn

Förderpreis Gesunde Nachbarschaften 2023 - Rheinland-Pfalz/Saarland

Förderpreis Gesunde Nachbarschaften 2023 - Rheinland/Hamburg