Initiativen-Portraits

Nachbarn bilden Paten-System für Flüchtlinge

Nachbarn engagieren sich für eine dauerhafte Integration von Flüchtlingen. Dabei entstehen wertvolle Beziehungen - für beide Seiten.

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Um in Deutschland ein neues Leben ohne Krieg, Gewalt und Angst beginnen zu können, brauchen die Flüchtlinge viel Zuspruch und Aufmerksamkeit. Nachbarschaften kommt hier eine besondere Aufgabe zu. Sie sind nah dran und können dauerhaft dazu beitragen, dass sich die Flüchtlinge aufgenommen fühlen. Als „Paten“ nehmen sie die Menschen an die Hand, organisieren Spendensammlungen, begleiten die neuen Nachbarn auf ihren Behördengängen, geben Sprachunterricht oder „Kultur-Nachhilfe“. Über 500 Willkommensinitiativen und Helferkreise engagieren sich bundesweit für die Flüchtlingshilfe – ihre Zahl steigt.

Willkommen Nachbar!
Ein Beispiel ist der „Fluchtpunkt – Kürten“. 2014 gründete Nachbar Hilger Müller die Initiative, über 120 Kürtener haben sich seitdem angeschlossen. Deutschunterricht, Patenvermittlung, Begegnungsnachmittage, Kochabende, eine Fahrradwerkstatt. Gemeinsam managen die Nachbarn ihr immer umfangreicheres Hilfsangebot und lernen selbst enorm dazu. Benötigte Spenden werden inzwischen tagesaktuell auf der Homepage und über eine WhatsApp-Gruppe verkündet. Auch in Hamburg-Barmbek haben sich Nachbarn zur Willkommensinitiative formiert. „Welcome to Barmbek“ fing klein an und das schon sehr früh. Als die Stadt Hamburg im Herbst 2014 noch die Unterbringung von Flüchtlingen in Barmbek plante, verfasste Stephan Pfeiffer vom Wohnprojekt „Autofreies Wohnen“ bereits eine Mail an seine Nachbarn. Der Zuspruch war groß,  zum ersten Treffen erschienen 70 hilfsbereite Nachbarn. Heute ist „Welcome to Barmbek“ ein breites Netz von mehr als 1.000 aktiven Helfer_innen, die den Hamburger Flüchtlingen wichtige Alltagshilfe bieten.

Alle gewinnen!
„Nachbarschaftliche Hilfsstrukturen sind jetzt besonders gefragt“, betont Erdrud Mühlens vom Netzwerk Nachbarschaft. „Sie ermöglichen dauerhafte Hilfe und soziale Einbindung. In der Nachbarschaft besteht dieser Lebensraum, der die soziale Einbindung und freundschaftliche Beziehung zueinander erst möglich macht.“ Netzwerk Nachbarschaft ruft daher alle Willkommensinitiativen auf, ihr Projekt im Rahmen des Wettbewerbs „Die schönsten Nachbarschafts-Aktionen“ vorzustellen und sich mit anderen Initiativen zu vernetzen. Mehr Infos und das Bewerbungsformular gibt es im Wettbewerbsbereich.

Wer selbst mit seinen Nachbarn aktiv werden möchte, findet links oben eine Checkliste zur Gründung von Willkommensinitiativen.