Das Netzwerk

Bundesverdienstkreuz für Erdtrud Mühlens

Für ihre Verdienste wurde der Gründerin des Netzwerk Nachbarschaft, Erdtrud Mühlens, das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Bundesverdienstkreuz EM

Frau Dr. Melanie Leonard, Senatorin für Arbeit, Soziales, Familie und Integration der Freien und Hansestadt Hamburg, überreicht Erdtrud Mühlens im Namen des Bundespräsidenten Herrn Frank-Walter Steinmeier das Bundesverdienstkreuz am Bande.

Laudatio von der Senatorin für Arbeit, Soziales, Familie und Integration der Freien und Hansestadt Hamburg Frau Dr. Melanie Leonhard:

„Sehr geehrte Frau Mühlens,
sehr geehrte Gäste,

ich freue mich, Sie im Turmsaal des Hamburger Rathauses zu diesem schönen Anlass begrüßen zu dürfen. Der Bundespräsident hat Sie, Frau Mühlens, mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet. Ich darf Ihnen heute diese Auszeichnung übergeben und das tue ich wirklich sehr gerne.

Der Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, das wissen Sie vielleicht, wurde 1951 vom damaligen Bundespräsidenten Theodor Heuss gestiftet.

Mit ihm sollen Menschen ausgezeichnet werden, die sich – und jetzt zitiere ich – „im Bereich der politischen, der wirtschaftlich-sozialen und der geistigen Arbeit um die Bundesrepublik verdient gemacht haben. Dazu zählen insbesondere Verdienste mit großem persönlichem Einsatz aus dem sozialen, karitativen und mitmenschlichem Bereich.“

Erlauben Sie mir, dass ich ein paar Worte zu den Gründen sage, aus denen der Bundespräsident Ihnen, Frau Mühlens, diesen Orden verliehen hat.

In der heutigen Zeit kommt der Nachbarschaft eine immer größere Bedeutung zu. Familien sind durch räumliche Distanz öfter auf die sogenannte Kernfamilie reduziert und die Anzahl der alleinwohnenden Personen nimmt Jahr für Jahr zu. Die Nachbarschaft ist daher für manche Menschen eine Art Ersatzfamilie.

Dass jeder Einzelne von einer guten Nachbarschaft profitieren kann, haben wir alle schon einmal erlebt: wenn der Nachbar einem Äpfel schenkt, weil er sie nicht alle alleine essen kann; wenn die Nachbarin die Einkäufe die Treppe hochträgt, weil man selbst nicht mehr ganz so gut zu Fuß ist; wenn die Tochter der Nachbarn eine gefragte Babysitterin ist. Nachbarschaftliche Hilfe und Unterstützung kennt viele Gesichter. Sie zeichnet sich durch gegenseitigen Respekt und wechselseitige Unterstützung aus.

Gute Nachbarschaften tragen zum Gemeinwohl bei. Sie sorgen dafür, dass der Zusammenhalt über alle Bevölkerungsschichten und Generationen hinweg deutlich wächst. Gemeinsam kann man sich ein Wohnumfeld schaffen, in dem sich alle Nachbarn wohlfühlen.

Weil Sie, Frau Mühlens, selbst erlebt haben, wie solidarisch eine Nachbarschaft sein kann, gründeten Sie 2004 das Netzwerk Nachbarschaft. Es war die erste bundesweite Plattform für den Austausch und die Vernetzung von Nachbarn und Nachbarschaftsinitiativen.

Im Netzwerk Nachbarschaft sind mittlerweile in Deutschland und Österreich über 2.800 Nachbarschaftsgemeinschaften mit rund 300.000 Nachbarn aktiv. Aus Hamburg sind 20 größere Nachbarschaftsinitiativen registriert.

Das Netzwerk Nachbarschaft unterstützt Nachbarschaftsprojekte mit Rat und Expertenwissen. Aber Sie loben auch Wettbewerbe aus. So wurden 2015 beispielsweise Preise für „Willkommensinitiativen“ oder „Gesunde Nachbarschaften“ vergeben. Seit 2017 werden Begegnungsstätten, die allen Generationen und Kulturen offen stehen, mit der Plakette „Ort der guten Nachbarschaft“ ausgezeichnet.

Über das „Netzwerk Nachbarschaft“ sind in den vergangenen Jahren zahllose Projekte realisiert worden. Viele der im Netzwerk vorgestellten Projekte haben andere Nachbarschaften zur Nachahmung angeregt. Durch die überregionale Vernetzung der Nachbarschaften untereinander wird eine bundesweite Wirkung auf das Gemeinwohl entfaltet.

Liebe Frau Mühlens,

vor 14 Jahren haben Sie das Netzwerk Nachbarschaft gegründet, das Nachbarschaften anregt und in ihrer Entwicklung unterstützt. Es trägt eindrucksvoll zu einem besseren Miteinander in unserer Gesellschaft bei. Der Bundespräsident hat Sie deshalb mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet.

Ich danke Ihnen sehr für Ihr geleistetes Engagement und gratuliere Ihnen herzlich!“