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„Wir brauchen eine Givebox“

"Zu viele Sachen nehmen einem die Luft zum atmen", fand Barbara Ochs und initiierte mit ihren Nachbarn im Düsseldorfer Stadtteil Wersten eine Givebox! Im Interview erzählt sie, wie es von der Idee zur Umsetzung kam.

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Wie funktioniert eine Givebox?

Es ist keine Tauschhütte. Jeder kann etwas nehmen oder geben, aber niemand muss etwas geben. Wichtig ist, dass die Givebox für alle Menschen da ist und nicht nur für Bedürftige. Beliebte „Geschenke“ sind Bücher und Kleidung, aber es ist schon fast alles in der Givebox gewesen. Mein Lieblingsstück war eine Erniepuppe mit Gitarre. Letztens hing auch ein komplettes Karateoutfit für Kinder in der Givebox. Auch ein Snowboard stand schon drin.

Wie haben Sie die Givebox organisiert?

Zuerst habe ich eine Facebook-Gruppe eröffnet, um dort Organisatorisches zu besprechen. Über diese Internet-Gruppe hat sich dann ein Netzwerk „im echten Leben“ gebildet, von Menschen aus Wersten, die sich engagieren wollten. Über dieses Netzwerk bin ich dann an Sponsoren und den Schreiner gekommen, der die Box kostenlos gebaut hat. Auch der Kontakt zur Einrichtung „Die Arche“, die die Givebox angemalt hat, ist aus diesem Netzwerk entstanden. Das Netzwerk ist wichtig, die organisatorischen Fäden sollten jedoch bei einer Person zusammen laufen.

Kümmern Sie sich also ganz alleine um die Givebox?

Es kamen dann nach und nach ganz automatisch „Kümmerer“ aus der Nachbarschaft hinzu. Diese Menschen engagieren sich aus eigenem Antrieb und schauen immer mal nach der Givebox. Alle Givebox-Organisatoren in Düsseldorf würde ich als große Familie bezeichnen, obwohl die Givebox-Gemeinschaft ja nicht wie in einem Verein organisiert ist.

Was muss man alles beachten, wenn man eine Givebox in seiner Nachbarschaft aufstellen möchte?

Die ersten Giveboxen wurden wild aufgestellt und waren anfangs in Gefahr, vom Ordnungsamt entfernt zu werden. Man sollte daher vorher mit der Stadt, Gemeinde oder der Kirche sprechen. Möchte man die Box auf öffentlichen Grund stellen, muss man eine Sondergenehmigung beantragen. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn man freundlich fragt, das Interesse der Stadt sehr groß ist und die Sondergenehmigung erteilt wird. Manche Städte und Gemeinden machen eine Haftpflichtversicherung zur Auflage, die kostet rund hundert Euro im Jahr. Ich habe für unsere Givebox den Pfarrer unserer Kirchengemeinde gefragt, der sofort einverstanden war.

Gibt es auch Vandalismus und Diebstahl bei Giveboxen?

Diebstahl schließt sich von vornherein aus. Man kann eine Givebox nicht bestehlen. Wenn jemand alles ausräumt, ist das auch in Ordnung. Denn dann hat diese Person es vielleicht auch nötig. Bisher hält sich der Austausch aber die Waage. Auch mit Vandalismus hatten wir bisher nicht zu kämpfen. Durch die große Anzahl der „Kümmerer“, die die Givebox aufräumen oder den Schmutz davor wegfegen, ist die Box auch fast nie „alleine“.

Die Givebox ist ja nicht nur eine Kiste oder ein Schrank, sondern auch eine Lebenseinstellung. Wie ist das bei Ihnen?

Ich hänge nicht so sehr an Sachen. Natürlich gibt es auch Dinge, von denen ich mich nicht so gut trennen kann. Ich habe eine Zeit lang als Zweitjob in einer Firma gearbeitet, die Messie-Beratung macht. Ich habe Messies geholfen, auszumisten. In dieser Zeit habe ich gesehen, was zu viele Sachen mit einem Menschen machen können. Sie grenzen ein, nehmen einem die Luft zum Atmen. Am System der Givebox gefällt mir besonders, dass man hier mit Dingen, die man nicht mehr braucht, anderen Menschen eine Freude macht. Auch wenn man meist nicht sieht, wie die Geschenke herausgenommen werden, weiß man doch, dass sie eine sinnvolle Verwendung finden.