Gegen den Wegwerfwahn

Den alten Toaster in die Tonne? „Denkste!“, meinen zwei Hamburgerinnen und organisieren ein Repair-Café in ihrem Stadtteil.

Lernen vom Nachbarn

Wer es satt hat, Dinge auf den Müll oder zum Recyclinghof zu bringen, wenn sie nicht mehr funktionieren, findet jetzt in Hamburg-Sasel eine Alternative. Alle zwei Monate wird eine Etage im Stadtteilzentrum zur offenen Werkstatt. 10 ehrenamtliche Reparaturexperten helfen Besuchern dabei, Kaputtes wieder in Ordnung zu bringen. Das Reparaturwissen für so ein Angebot gibt es oft nebenan zu entdecken, haben die Initiatorinnen festgestellt.

Experten von Nebenan

Ermutigt durch erfolgreiche Initiativen in anderen Städten, verbreiteten die beiden über lokale Zeitungen und Netzwerke ihren Plan vom Nachbarschafts-Reparaturtreff. Nicht lange und erste Helfer aus dem Viertel boten sich an: Der Inhaber vom Bettengeschäft als erfahrener Fahrradmechaniker. Der Redakteur vom Wochenblatt als Spezialist für alte Apple-Computer. Die Dame aus dem Seniorenkreis als Fachfrau an der Nähmaschine.

Gemeinsam ans Ziel

„Viele Menschen wollen selbst etwas tun gegen den Wegwerftrend, wünschen sich einen anderen Umgang mit Ressourcen und mehr Miteinander in der Nachbarschaft“, erklären sich die Saseler den leichten Start für ihr Projekt. „Wer sein Wissen teilt und Zeit investiert, bekommt im Repair-Café Anerkennung und neue Kontakte. Wer ein heiles Teil wieder mit nach Hause nehmen kann, ist glücklich und hat meistens was gelernt. Das verbindet“.

Reise um die Welt

Die Idee stammt von der niederländischen Journalistin Martine Postma. Was 2009 mit einer kleinen Veranstaltung in Amsterdam begann, ist zu einer Bewegung rund um den Globus geworden. In Brasilien wie in Bielefeld organisieren sich Menschen mit dem über Postmas Stiftung erhältlichen Konzept. Rund 2300 Initiativen gibt es weltweit, etwa 860 davon in Deutschland. „Tendenz steigend” weiß Kristina Deselaers, die andere Startwillige per E-Mail berät.