Planung & Organisation

Carsharing für Nachbarn

Warum nicht ein Auto teilen, fragen sich viele Nachbarn. Schließlich stehen die im Schnitt 23 Stunden am Tag ungenutzt herum. Eine Wohngenossenschaft aus München hat als Antwort ein Carsharing-Modell für Nachbarn entwickelt.

Carsharing Artikel Die Wohngenossenschaft WOGENO in München versteht sich als Genossenschaft der nachbarschaftlichen Solidarität. Sie gibt gemeinschaftliche Antworten auf gesellschaftliche Fragen. Zum Beispiel, wie Mobilität im Rahmen der Nachbarschaft effektiv organisiert werden kann – denn allzu viele Menschen besitzen ein eigenes Auto, das hauptsächlich nur Platz wegnimmt und Geld kostet. Die WOGENO hat eine nachhaltige Lösung gefunden: In direkter Nachbarschaft können die 650 Bewohner auf Carsharing zugreifen. „Carsharing ist ein wirkungsvolles Mittel, um Mobilität zu gewährleisten und hohen Kosten entgegenzuwirken“, berichtet Christian Stupka, Vorstandsmitglied der WOGENO.

Das Münchener Modell

Für ihr Carsharing-Modell kooperiert die WOGENO seit nunmehr über zehn Jahren mit dem Münchener Anbieter Stattauto. Sie vermietet ihm Stellplätze, die als Carsharing-Stationen dienen. Dort können sich Nachbarn, die sich über die WOGENO bei Stattauto angemeldet haben, Autos leihen. Von der sonst üblichen Leihkaution müssen sie nur die Hälfte zahlen. „Das Angebot erfreut sich wahnsinniger Beliebtheit – dank Carsharing fällt mancherorts nur ein einziger Privatwagen auf fünf Haushalte“, erzählt Stupka begeistert. Durch den geringeren Bedarf an Stellplätzen sparen die Genossenschaften Baukosten und die Bewohner Mietkosten – durchschnittlich etwa 70 Euro pro Monat. Gerade in einer teuren Stadtlage eine attraktive Möglichkeit, um das Wohnen bezahlbar zu machen.

Carsharing als Zukunftsmodell

Da ein eigenes Auto etwa 15 Prozent des monatlichen Haushaltseinkommens verschlingt, lohnt es sich allein für Vielfahrer. Nur wer mehr als 20.000 Kilometer im Jahr zurücklegen muss, sollte einen PKW besitzen, wie der Bundesverband Carsharing errechnet hat. Für alle anderen kommt Carsharing günstiger daher. Stupka rät Nachbarn deshalb zur Kooperation mit gewerblichen Carsharing-Anbietern, die die teuren Anschaffungs- und Unterhaltkosten tragen. „Wir betreiben unser Carsharing-Modell schon seit zehn Jahren – es rechnet sich sowohl für die Bewohner als auch für die Anbieter“, berichtet er. Allen Nachbarn, die denken, Carsharing lohne sich nur in Metropolen wie München, macht Stupka Mut: „Nachbarschafts-Carsharing ist überall dort möglich, wo es auch normales Carsharing gibt – also auch in mittelgroßen Städten.“ Schon in naher Zukunft möchte die WOGENO ihr Carsharing-Konzept von den einzelnen Nachbarschaften auf ganze Stadtteile ausweiten. Damit liegen sie voll im Trend: Seit einigen Jahren steigt die Verbreitung von Carsharing rapide. Nach heutigem Stand nutzen es bundesweit über 1.7 Millionen Menschen. Gerade für städtische Nachbarschaften und Quartiere ist Carsharing ein vielversprechendes Zukunftsmodell!

  

INFOBOX: Carsharing

Bereits eine dreiviertel Millionen Menschen nutzen hierzulande Carsharing. Forscher des Instituts für Mobilitätsforschung haben herausgefunden, dass gerade jüngere Menschen und Kleinhaushalte Autos nur noch gelegentlich benötigen. In Großstädten ist der Grund die gute Anbindung an den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV); dort besitzt nur noch die Hälfte der Haushalte ein eigenes Auto. Bundesweit sind es hingegen noch drei Viertel. Insgesamt kommen auf 40 Millionen Haushalte 42 Millionen PKW. Bedenkt man, dass im Schnitt jeder Carsharing-Wagen zehn Privatautos ersetzt, so wird das große Zukunftspotenzial des Carsharings offensichtlich: Weniger Autos bedeuten mehr Sauberkeit, mehr Ruhe, mehr Platz.

Es gibt zwei Arten von Carsharing: privates und gewerbliches. Bei erstem bieten Privatpersonen ihren PKW gegen eine Leih- und Versicherungsgebühr zuzüglich Benzinkosten an. Leiher und Verleiher finden sich über eine der zahlreichen Vermittlungsplattformen im Internet. Je nach Anbieter fallen hierfür noch zusätzliche Gebühren an. Beim gewerblichen Carsharing stellen Unternehmen eigens dafür vorgesehene Wagen zur Verfügung. Diese befinden sich entweder an bestimmten Abstellplätzen, so wie im Fall des WOGENO-Carsharings, oder sind frei innerhalb der Stadt verteilt. Leihbare Autos lassen sich wiederum im Internet über die jeweiligen Anbieterseiten aufspüren. Meist sind Nutzungsgebühren je nach Fahrtdauer, Streckenlänge und Versicherungswunsch fällig.

 

 

 

  

Weitere Informationen:

www.wogeno.de

www.carsharing.de