Teilen & Tauschen

Teilen unter Nachbarn – Zugang statt Besitz

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Nah und unkompliziert: Werkzeugtausch am Gartenzaun!

Bildquelle: Netzwerk Nachbarschaft

Die Nachbarn der Bonner Pipinstraße mit ihrem Leih-Fahrrad

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Giveboxen in Nachbarschaften: hübsch und praktisch

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Auf einem Tauschmarkt findet man fast alles

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Die Anwohner in der Pipinstraße Bonn machen es mit Fahrrädern, in Calau nutzen sie dafür ihre Givebox, Nachbarn der Wogeno in München trauen es sich mit dem Auto – die Rede ist vom Teilen. Tauschrausch statt Kaufrausch – ein Trend setzt sich durch.

Werkzeuge, Garten- oder Küchengeräte, Fahrräder, Kleidung, Möbel, Bücher – Tausch- und Leihbörsen in Nachbarschaften boomen. Statt den Weg über das Internet zu gehen, entscheiden sich immer mehr Menschen für den deutlich kürzeren Weg: ihre Nachbarschaft. „Die räumliche und soziale Nähe erleichtert das Ausleihen und Tauschen“, resümiert Erdtrud Mühlens vom Netzwerk Nachbarschaft.

Teilen und Schenken ist eine der ältesten Kulturtechniken der Menschheitsgeschichte. Und erlebt derzeit eine fast sagenhafte Renaissance. „Sharing Economy“ ist der neudeutsche Begriff für die anhaltende Entwicklung, Soziologen sprechen vom: „Zugang statt Besitz“. Bereits 23,5 Prozent der Deutschen zählen zur Gattung der „Ko-Konsumenten“. Tendenz steigend.

Soziales Miteinander

Fragt man die teilenden Nachbarn, was reizvoll daran ist, die Dinge weiter- und abzugeben, steht das Sparen nicht im Vordergrund. „Es geht nicht nur darum, dass man sich die Dinge nicht auch selbst leisten könnte. Die Nachbarn freuen sich am sozialen Miteinander, am Verhandeln und Tauschen“, so die Beobachtung von Erdtrud Mühlens.

Selbstverständlich sind beim Teilen und Tauschen Nachhaltigkeitsgedanken und eine kritische Konsumhaltung wichtige Motivation. Mühlens: „Immer mehr Menschen empfinden Besitz als Belastung und sehnen sich nach Vereinfachung.“ Hinzu kommt: Die Zahl der Single-Wohnungen nimmt zu. Wer allein lebt, für den lohnen sich viele Anschaffungen nicht. Soziales Kapital ist demnach die entscheidende Ressource, die das Teilen und Tauschen so angenehm macht. Gleichzeitig entsteht eine neue Währung: die des gegenseitigen Vertrauens. Und tatsächlich: Givebox, schwarzes Brett, Flohmärkte, Tauschtreffen – viele Möglichkeiten für das Tauschen und Teilen unter Nachbarn sind bereits entdeckt und gut erprobt. Tauschrausch statt Kaufrausch eben.

Der Nachhaltigkeitsgedanke ist auch entscheidend für den Nachbarschaftstrend der Reparaturwerkstatt beziehungsweise des Repair-Cafés. Zu diesem Thema lesen Sie auf unserer Homepage HIER einen eigenen Artikel!