Bauen & Wohnen

Nachbarschaftlich wohnen in Genossenschaften

Wohnungsgenossenschaften haben weit mehr zu bieten als ein bezahlbares Dach über dem Kopf. Sie setzen innovative Standards für das Miteinander der Generationen.

Agora ArtikelIn Deutschland können Wohnungsgenossenschaften auf eine fast 150 Jahre alte gute Tradition bauen. 2.200 Genossenschaften mit rund 2,2 Millionen Wohnungen haben das Ziel, Mitgliedern aller Einkommensschichten und Altersgruppen ein spekulationsfreies und selbstbestimmtes Wohnen zu bieten. Ihre Selbstverwaltungsstrukturen und ihr nachhaltiges Geschäftsmodell haben sich bestens bewährt. Davon profitieren heute schon fünf Millionen Menschen.

Neue Freiräume aktiv gestalten

Viele Beispiele zeigen, wie sich Mitglieder in Wohnungsgenossenschaften im besonderen Maße für ein intaktes Wohnumfeld, den Umweltschutz und das Gemeinwohl engagieren. Ein Beispiel ist die Wohngenossenschaft AGORA eG in Darmstadt. Die vier Häuser am Darmstädter Ostbahnhof beherbergen 50 Wohnungen sowie gemeinschaftlich genutzte Räume, u.a. Gästezimmer, eine Werkstatt, Hauswirtschaftsräume, eine Sommerküche, den Familienraum, zwei Gemeinschaftsräume für Treffen, Tanz, Workshops verschiedener Art und Kulturveranstaltungen. Herzstück des Projekts sind die Räume des Kultur-Café-Restaurants.

Nachhaltigkeit zählt

In München entwickelt die Genossenschaft Wogeno Wohnprojekte in Niedrigenergiebauweise. Gemeinschaftsräume, Nachbargärten und Gästeappartements sind auch hier Standard. Die „Zentralwerk Kultur- und Wohngenossenschaft Dresden eG“ vereint Wohnen, Arbeiten, Kunst und Kultur in bezahlbaren, innerstädtischen Rahmen. Dafür arbeiten die „GenossInnen“ mit der gemeinnützigen Stiftung trias zusammen, die das Gelände gekauft und der Initiative per Erbbaurecht überlassen hat. Auch die Baugemeinschaft Dock 71 in Hamburg setzt auf Nachhaltigkeit. Für ihr Wohnprojekt mit Tiefgarage, Gemeinschaftsraum und einer Dachterrasse erhielten die Initiatoren den Hamburger Baugemeinschaftspreis.

Selbstverwaltung und Solidarität

Im „Wohnungsgenossenschaften gründen auf dem Gedanken der Selbsthilfe und der gegenseitigen Unterstützung“, sagt Erdtrud Mühlens, Gründerin von Netzwerk Nachbarschaft. „Sie nehmen daher eine Vorreiterrolle bei nachhaltigen und zukunftsweisenden Wohnkonzepten ein.“ So hat etwa die AGORA eG ihre Häuser im KfW40-Effizienzhaus-Standard erbaut und auf möglichst ökologische Baumaterialien gesetzt. Andere Genossenschaften praktizieren Mobilitätskonzepte mit gemeinsamer Nutzung eines Fuhrparks. In Hamburg gründeten die Mitglieder eine Kindergenossenschaft, die Kindern und Jugendlichen Mitspracherechte einräumt und sie bei ihren Gemeinschaftsaktivitäten unterstützt.

Beratung und Förderung 

Die Gründung einer Genossenschaft unterliegt klaren Regeln. Interessenten sollten sich daher gut informieren und beraten lassen. Als Anlaufstelle können sie etwa den Bundesverband Baugemeinschaften ansprechen oder die STATTBAU GmbH, die es in mehreren Städten gibt. Die deutsche Wohnungsbaugenossenschaft stellt Mustervorlagen zur Gründung einer kleinen Wohnungsbaugenossenschaft bereit, angefangen bei der Satzung bis hin zur Musteranmeldung im Genossenschaftsregister. Zudem unterstützen viele Kommunen Baugenossenschaften und -gemeinschaften durch gezielte Beratung, zinsverbilligte Kredite oder die Vergabe von Baugrundstücken.

  

Infos aus der Praxis:

https://www.agora-eg.de/das-wohnprojekt/die-genossenschaft/
https://www.wogeno.de/home.html

Infos für die Praxis:

https://deutsche-wohnbaugenossenschaft.de/checklisten-downloads/
https://www.bv-baugemeinschaften.de/
https://www.stattbau-hamburg.de/index.php/wohnprojekte-baugemeinschaften.html