Interview

„Liebt eure Nachbarn“

Janosch ist Deutschlands beliebtester Kinderbuchautor und Förderer von Netzwerk Nachbarschaft. Der Gründerin von Netzwerk Nachbarschaft, Erdtrud Mühlens, erzählt Janosch, was er mit seinen Nachbarn in Polen, Deutschland und Spanien erlebt hat.

Interviews JanoschLieber Janosch, wie bist du zum Thema „Nachbarschaft“ gekommen?

Durch die Magie des Alltags. Ich wurde sozusagen in die „Nachbarschaft“ hineingeboren – in einem Haus, das in Polen „Familiarka“ heißt. Zwölf Familien wohnten dort wie eine große Familie zusammen – in jeweils etwa 25 qm großen Zimmern. Kein Wasser im Haus, keine Kanalisation und kaum elektrisches Licht. Da besteht der Alltag aus Nachbarn. Man liebt sich oder man hasst sich.

Was bedeutet dein Nachbar für dich?

Er ist mein Freund und ich natürlich seiner. Kommt ein Notfall, sind wir beide zuverlässig zur Stelle. So ist hier im ganzen Dorf. Zuverlässig. Wie der Regen in Hamburg.

Dein schönstes Nachbarschaftserlebnis?

Ich wohnte in München in einem Haus mit Türken. Ich fing mit den Geschenken an. Sie schenkten mir etwas zurück, und bald besuchten wir uns gegenseitig. Einer brachte einmal aus der Türkei eine Melone für mich mit, er hätte sie auch kaufen können. Aber er TRUG die Melone in den Händen – aus der Türkei bis nach München! Und sie kam aus dem Garten seines Vaters. Das ist ein anderer Wert, das ist wahre Nachbarfreundschaft.

Jetzt lebst du auf Teneriffa...

Ja, und als ich hier in mein Dorf zog, schenkte ich meinem Nachbarn einen Schinken. Ich glaube nicht, dass er das als Anbiederung auffasste, denn er schenkte mir einen Brunnen voll mit Trinkwasser. Was für ein großartiges Geschenk. Da könnte man doch weinen, oder? Und dann sorgt unser Dorf sich um seine Alten. Ein Nachbar schenkte sein Haus der Gemeinde, die baute es um, und jetzt betreuen dort Freiwillige die alten Menschen.

Was wünschst du den Nachbarn in unserem Land?

Leute, betrachtet auch eure ausländischen Nachbarn als Freunde und Gäste. Helft ihnen. Es kann sein, dass auch ihr einmal in ein Ausland müsst. Und wie großartig ist es dann, wenn einer hilft. Und was ich allen nur sagen kann: Gebt die Feindschaften auf. Jede Feindschaft macht immer auch den krank, der sie ausübt.