Tausche Rasenmähen gegen PC-Schulung
Anderen helfen, dafür Zeitpunkte sammeln – und sie bei Bedarf gegen Hilfe einlösen: Zeittauschsysteme funktionieren besonders gut in Nachbarschaften.
„Hier kann jeder seine besonderen Fähigkeiten einbringen und sich Unterstützung holen bei Dingen, die ihm nicht so liegen“, erklärt Gabriele Hoppach, Gründerin des Marburger Tauschrings. Wenn Nachbarin A eine Stunde für Nachbar B die Hecke schneidet, kann sie dafür bei Nachbar C eine Stunde PC-Unterricht bekommen. Das Modell der Zeitbanken oder Zeittauschbörsen macht diese Hilfsnetzwerke zuverlässig.
Alle Generationen einbinden
„Zeittauschsysteme in Nachbarschaften gibt es öfter als man denkt“, sagt Erdtrud Mühlens vom bundesweiten Netzwerk Nachbarschaft. Das Aktionsbündnis unterstützt Initiativen, die den Hilfsalltag verbindlich regeln. „Zeitbanken oder Zeittauschbörsen sind ein intelligentes Modell, das Hilfen im sozialen Umfeld auf nachhaltige Weise vernetzt“. Gerade im wohnortnahen Bereich könne dieses „Zukunftsmodell“ ältere Menschen, deren Angehörige aber auch junge Familien enorm entlasten.
16 Zeitbankplus-Vereine
Ingrid Engelhart ist Vorsitzende des Vereins „SPES Zukunftsmodelle e.V.“. Anders als der österreichische Mutterverein „Zeitbank55+“, der auf Ältere ausgelegt ist, heißt es in Freiburg nur „Zeitbankplus“: „Wir wollen alle Generationen in die Hilfeleistung einbeziehen“, so Engelhart. Hilfestellung wird hier u.a. durch Informationsveranstaltungen vor Ort unterstützt, zudem erhalten neue Initiativen ein Startpaket mit Infos, Verwaltungsprogramm etc. sowie die langfristige Begleitung durch den Verein. Über den Mitgliedsbeitrag sind alle Teilnehmenden unfall-, rechtsschutz- und haftpflichtversichert.
„Klein anfangen, langsam wachsen“
Interessierte können aber auch im kleineren Rahmen starten. „Theoretisch reicht erstmal eine Exceltabelle“, sagt Monika Lang, Gründerin des vielfach ausgezeichneten Aachener Nachbarschaftsrings „Öcher Frönnde e.V.“. „Ich habe damals meinen Versicherungsmakler angeschrieben und einen Bekannten zur Vereinsgründung befragt. Die Absicherung der Mitglieder ist ganz wichtig“, betont Lang. Ihren Erfahrungsschatz gibt sie gerne weiter. „Satzung und Abrechnungsmodelle auf unserer Website darf man gerne abkupfern“, bietet sie an. „Und dann langsam wachsen. Wer bei uns mitwirken will, wird eine Stunde lang interviewt. Wir müssen wissen, wen wir da zu anderen schicken.“ Begleitung zu Arztterminen oder auf Spaziergängen oder regelmäßige Besuche – die „Öcher Frönnde“ stärken auch den Zusammenhalt der Generationen. Zum besseren Kennenlernen veranstaltet der Verein Feste und Ausflüge und gibt regelmäßig eine Depesche für die Mitglieder heraus. „Zeittausch-Systeme sind hervorragend zur Nachahmung geeignet“, so Erdtrud Mühlens vom Netzwerk Nachbarschaft. „Wir setzen daher für unseren Förderpreis „Gesunde Nachbarschaften“ auch in 2022 auf viele Bewerber-Projekte aus diesemBereich!“
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