Gesundheit

Bei Bedarf sofort zur Stelle – Hilfe unter Nachbarn!

Vor allem in Notsituationen haben die Menschen von nebenan eine Sonderstellung:
Sie sind schnell vor Ort. Netzwerk Nachbarschaft gibt Helfenden wichtige Tipps.

AdobeStock 343399954 350„Meine Nachbarin war sofort zur Stelle,“ erzählt Linda Orth (69) aus Bonn. Wegen eines Bandscheibenvorfalls lag sie nahezu unbeweglich in ihrer Wohnung, konnte sich nur durch lautes Rufen bemerkbar machen. Ihr Vorteil: Die Nachbarin hatte einen Schlüssel zu ihrer Wohnung. Laut Umfrage von Netzwerk Nachbarschaft ist das kein Sonderfall. Jeder Vierte vertraut heute schon seinen Schlüssel dem Nachbarn an, bei den über 60-Jährigen macht es sogar jeder Zweite. Eine gute Entscheidung, meint Erdtrud Mühlens vom Netzwerk Nachbarschaft. „Das Bedürfnis, in der Nachbarschaft sicher aufgehoben zu sein und in Notsituationen Hilfe von nebenan zu erhalten, nimmt mit dem Alter deutlich zu.“

Häusliche Unfälle nehmen im Alter deutlich zu

Gerade in den eigenen vier Wänden passieren die meisten Unfälle. Eine glatte Stufe, ein loser Teppich oder ein herumliegendes Kabel sind häufige Stolperfallen. Rund fünf Millionen Stürze zählt die Statistik jedes Jahr allein unter SeniorInnen in Deutschland. Laut Untersuchungen steigt das Risiko eines erneuten Sturzes mit zunehmendem Alter deutlich. Oft führt die Angst vor einem Sturz dazu, dass besonders ältere Betroffene ihre körperliche Aktivität drastisch einschränken.

Gute Nachbarschaft hält gesund

Diesen Teufelskreis zu durchbrechen ist das Ziel zahlreicher Nachbarschaftsprojekte. Ein vorrangiges Ziel ist, von vornherein das Risiko von Unfällen und auch von Vereinsamung zu vermeiden. So machen es beispielsweise die Bewohnenden von Gemeinschaftswohnprojekten wie „Lebensräume in Balance e.V.“ in Köln-Ostheim. Jeder bringt sich ein und ist für den anderen da, sei es bei Krankheit oder wenn ganz schnell mal Hilfe bei der Kinderbetreuung gebraucht wird. Oder das Kölner Projekt „Wohnen für Hilfe“, das Alt und Jung auf besondere Weise zusammenbringt: StudentInnen bieten SeniorInnen Gesellschaft und Alltagshilfe und erhalten dafür kostenlosen Wohnraum. So können sich ältere Menschen sicher sein, dass ihnen in Notfällen schnell geholfen werden kann.

Erste Hilfe zu Hause

Netzwerk Nachbarschaft stellt Projekte vor, die Anregungen und konkrete Einblicke in ihre Netzwerke geben. Dass man sich über den Gesundheitszustand der alleinlebenden NachbarInnen informiert, bei Bedarf Kontakt mit den Angehörigen aufnimmt und Absprachen trifft, ist in vielen Nachbarschaften bereits Praxis. „Wir wollen den Mehrgenerationen-Zusammenhalt in Nachbarschaften fördern und Anregungen für den Lebensalltag geben“, sagt Mühlens. Für Interessierte stellt das Netzwerk jetzt die Checkliste „Erste Hilfe für Nachbarn“ bereit.

Weitere Informationen:
Checkliste "Erste Hilfe für Nachbarn"

Wohnen für Hilfe, Köln