So schützt Nachbarschaft vor Vereinsamung

Einsamkeit ist ein wachsendes Problem in unserer Gesellschaft – leider. Umso schöner zu sehen, wie engagierte Nachbarschaftsteams dagegen vorgehen. Sie schaffen Angebote für die Einsamen im Wohnumfeld und helfen ihnen, leicht Anschluss zu finden.

Jeder vierte deutsche Erwachsene fühlt sich sehr einsam, so lautet das Ergebnis des Anfang November erschienenen „Deutschland-Barometer Depression 2023“. Zunehmende Vereinzelung und die gesundheitlichen Folgen sind auch für Bundesfamilienministerin Lisa Paus ein drängendes Problem, das jetzt mit einer  Strategie gegen Einsamkeit in Angriff genommen wird. Längst setzen aktive Nachbarschaften Projekte zum Schutz vor Vereinsamung erfolgreich um.

Patenschaften für SeniorInnen

Ältere Menschen aus der Kontaktarmut herauszuholen, ist bei der Karthause Aktiv in Koblenz schon seit vielen Jahren Programm. Jetzt wird die Freiwilligen-Initiative dafür ausgezeichnet. Mit dem Förderpreis „Gesunde Nachbarschaften“ stärkt die AOK Rheinland-Pfalz/Saarland wohnortnahe Gemeinschaftsprojekte. „Wir bringen Senioren zusammen, die Austausch und Unterstützung brauchen“, sagt Marione Bauer. Sie gehört zu den gut 30 Aktiven im Koblenzer Stadtteil Karthause, die für ältere Menschen Spaziergänge und Gespräche anbieten oder sie zu Arztbesuchen begleiten. Ein Highlight für alle ist der „Urlaub ohne Koffer“, ein dreitägiges Freizeitprogramm. Nach jedem Tagesausflug übernachten die Teilnehmenden zu Hause, um am nächsten Morgen miteinander weiter zu reisen.

Die Alters-WG auf dem Bauernhof

Ein ganz besonderes Zuhause bietet der Pflegebauernhof in Marienrachdorf. Landwirt Guido Pusch hat dort eine innovative Wohnform für Menschen mit und ohne Pflegebedarf geschaffen. Je nach Lust, Laune und Kraft bringen sich die Mitglieder der Bauernhof-WG in die Arbeit auf dem Hof ein und fühlen sich auch im Alter noch gebraucht. „Durch die Mithilfe und die familiäre Struktur füllen wir das soziale Miteinander mit Leben“, sagt Pusch, der für seine wegweisende Initiative „Zukunft Pflegebauernhof“ ebenfalls den Förderpreis erhält.

Ein Netzwerk für nachbarschaftliche Hilfe

Seit 2016 schenken die „Paten mit Herz“ aus St. Wendel älteren, alleinlebenden Menschen Zeit und bieten ihnen Hilfe im Alltag an. Die Aktiven wissen, wie wichtig die Unterstützung durch Menschen in der Nähe ist, um Freude am Leben zu behalten und gesund zu bleiben. Sie bilden sich freiwillig weiter, um bestmöglich helfen zu können und zu erkennen, wann professionelle Hilfe eingeschaltet werden muss.

Gute Nachbarschaft hält länger gesund

„Ein lebendiger Austausch und schnell erreichbare Hilfe sind für alle Generationen ein Gewinn“, sagt Erdtrud Mühlens, Gründerin des Netzwerk Nachbarschaft. „Jeder von uns kann das soziale Leben im Wohnumfeld positiv mitgestalten. Das hält uns alle seelisch und körperlich in Bewegung und garantiert auch länger gesund.“

Foto: ©Netzwerk Nachbarschaft, AdobeStock
Pressefotos der aufgeführten Förderpreisträger finden Sie im Pressebereich unter Bildmaterial Rheinland-Pfalz und Saarland.