Initiativen-Portraits

Sanieren mit den Gröpels

Manchmal kommt es anders als man denkt. Das Wohnprojekt „Große Gröpelgrube“, das sich mitten in Lübeck eine kleine Wohnoase geschaffen hat, erlebte während der Sanierung ihrer Immobilie gleich mehrere Überraschungen.

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Bildquelle: groepels.de

Ihr neues Zuhause fand die Gruppe vor fünf Jahren über die Planungsgesellschaft Conplan GmbH>>, die Interessenten für ein gemeinschaftliches Wohnprojekt suchte. Der geplante Standort: Ein mittelalterlicher Gebäudekomplex direkt in der beschaulichen Altstadt von Lübeck. Während der eineinhalbjährigen Planungsphase trafen Menschen aller Altersgruppen aufeinander, zügig einigte man sich auf ein generationenüber­greifendes Bau- und Wohnprojekt. „Es war für alle eine angenehme Überraschung, dass sich die Gruppe als so unkompliziert und pragmatisch erwies. Der Mehrgenerationencharakter ergab sich quasi von selbst“, erzählt Tilman Kleinheins, ein Mitglied des Wohnprojekts.

Versteckte Schätze

Bis zum Baubeginn im Sommer 2006 traf sich die Gruppe zweimal monatlich mit der Architektin. Dort wurden Dinge von Teilungserklärung (quasi die Hausordnung ) über Auswahl der Baumaterialien bis hin zu Art und Umfang der energetischen Sanierung beschlossen. Auf seine Erfahrungen mit Banken angesprochen, lacht Tilmann Kleinheins: „Das war wirklich lustig! Wir haben jeder für sich bei mehreren Banken angefragt. Die Bankberater waren ganz verzweifelt, dass sie uns nicht von einem kleinen Einfamilienhaus im Grünen überzeugen konnten.“  Unter anderem bei der Investitionsbank Schleswig-Holstein fanden einige Nachbarn ein offenes Ohr und konnten ohne Probleme die notwendigen KfW-Kredite beantragen. Als alle 13 Wohneinheiten verkauft waren, ging es im doppelten Sinn an die Substanz. Denn bei der Entkernung der vier alten Gebäude stießen die Handwerker auf mittelalterliche Wandmalereien. Sofort wurde das betroffene Gebäude aus dem 14. Jahrhundert unter strengen Denkmalschutz gestellt. Die folgende Phase, in der ein Interessenausgleich zwischen Eigentümern und dem Denkmalschutz gefunden werden musste, war eine Belastungsprobe für die ganze Baugemeinschaft.

Ende gut, alles gut

Eine Lösung fand sich, als sich die Lübecker Heiligen-Geist-Hospital-Stiftung>> zu einer Übernahme der Räumlichkeiten samt den Wandmalereien bereit erklärte. Sie finanzierte die teure Restaurierung der Wandmalereien und die Gröpels konnten weiterbauen. Was die ökologische Seite des Bauens betraf, entschied sich die Wohngemeinschaft  für eine Zellulosedämmung. Zudem orderte sie ein Blockheizkraftwerk, das Strom und Wärme gleichzeitig erzeugt. Den Strom, den die Nachbarn nicht selbst verbrauchen, speisen sie ins öffentliche Netz ein; jede erzeugte Kilowattstunde wird derzeit mit 5,9 Cent gefördert.

Außerdem wurde eine große Zisterne ins Erdreich eingelassen, aus der sich die Toilettenspülungen speisen. In den modernisierten Gebäuden, die sich um einen grünen Innenhof gruppieren, leben heute rund 30 Menschen. Sie treffen sich regelmäßig und veranstalten Ausflüge. Für die interne Kommunikation nutzen den Internetdienst Doodle>>, mit dem sich Termine innerhalb einer Gruppe abstimmen lassen. Ihr Sanierungsprojekt hat die Gröpels zu einer engen Gemeinschaft zusammengeschweißt. Tilman Kleinheins sagt: „Wir haben die turbulente Bauzeit miteinander ausgestanden. Da interessiert es mich doch nicht, wenn ein Nachbar mal seinen Kram im Innenhof stehen lässt.“ Echte Nachbarn sind eben in Toleranz geübt.

Mehr zu der Großen Gröpelgrube finden Sie unter www.groepels.de.