Vom Leerstand zum Lieblingsladen



Wo große Einkaufscenter den Laden um die Ecke verdrängt haben, holen DorfbewohnerInnen ihre gute Tante Emma zurück. Mit viel Erfolg, wie drei Beispiele zeigen.
Gleich zwei Läden an unterschiedlichen Orten gründen die Engagierten im beschaulichen Westallgäu. In den Nachbardörfern Haslach und Primisweiler eröffnen sie im Frühjahr 2008 „Unsere Läden“ als Schomburger Dorfläden eG. „2007 haben innerhalb eines Jahres die einzigen Läden in beiden Orten zugemacht“, schildert der Geschäftsführer Albert Beaumart die damalige Situation. Die BürgerInnen entscheiden, die Versorgung selbst in die Hand zu nehmen. 418 DorfbewohnerInnen stellen durch den Ankauf von Genossenschaftsanteilen die finanzielle Basis von 78.000 Euro für das Projekt. Der Einsatz lohnt sich. Schon in den ersten Monaten schreiben die Ladenbetreibenden schwarze Zahlen. Möglich ist das nur durch Unterstützung von zahlreichen Freiwilligen in beiden Orten. Ihr gemeinsames Motto bringt es auf den Punkt: „Nur wer etwas tut, hat die Chance, etwas zu verbessern.“
Erfolgskonzept DORV
Da die Sparkassenfiliale den letzte Anlaufpunkt des Ortsteils schließt, treten im Nordrhein-Westfälischen Jülich-Barmen 360 NachbarInnen in Aktion. Die JülicherInnen gründen die Betreibergesellschaft DORV-Zentrum GmbH. DORV steht für „Dienstleistung und Ortsnahe Rundum Versorgung“. Sie finanzieren ihr Geschäft über Bürgeraktien für je 250 Euro. Dank auch zusätzlicher Spenden, Privatkredite und Eigenleistung können sie das neue Dorfzentrum in Jülich eröffnen. Es sichert die Nahversorgung und bieten Dienstleistungen wie Paketannahme, Reinigung, eine AWO-Sozialservicestition, Arztpraxen und ein kleines Cafe. Der Laden wird ein voller Erfolg und zum wichtigen Treffpunkt im Ort. "In unserem Laden kauft man nicht nur ein. Er ist auch ein soziales Zentrum, wo man sich trifft, austauscht und Neuigkeiten aus dem Dorf bespricht“, sagt DORV-Initiator Heinz Frey. Das Modell macht Schule. Allein in Nordrhein-Westfalen gibt es mittlerweile acht solcher Nahversorgungs-Zentren.
„s’Lädle“ als Verein
Als auch noch der letzte Laden im Ort zumacht, gründen die Anwohnenden im schwäbischen Schnait 2003 einen Verein, holen sich einen zinslosen Kredit von der Gemeinde und finanzieren damit die Grundausstattung ihres „Lädle“. Inzwischen finanziert sich der Laden über den monatlichen 5-Euro-Mitgliedsbeitrag der 315 Vereinsmitglieder sowie dem Gewinn aus dem Verkauf. „Wir kaufen die Lebensmittel selbst ein und achten auf gute Qualität“, sagt der Vorsitzende des Vereins Wolfgang Lenz. MinijobberInnen und weitere NachbarInnen sind im Geschäft tätig. Die Idee findet schnell weitere Anhänger. Inzwischen gründeten auch die DorfbewohnerInnen im nahegelegenen Aichwald einen eigenen Laden.
Gerne geben die Experten des Netzwerks weitere Auskünfte.
Organisationsformen für Dorfläden: Genossenschaft: Von den Vorteilen der Genossenschaft sind neben der Gemeinde Schomburg auch die Nachbarn in Gailenkirchen überzeugt, die „Unseren Dorfladen“ gründeten.Eine Genossenschaft beruht auf den Prinzipien Selbstverwaltung, Selbsthilfe und Selbstverantwortung. Die Mitglieder kaufen Anteile und stellen so das Kapital bereit, um gemeinsam unternehmerisch tätig zu sein. Geführt wird die Genossenschaft von die vom Vorstand und Aufsichtsrat, die von den Mitgliedern gewählt werden. Verein: Wie gut sich das Vereins-Konzept bewährt, zeigen die Dorfläden im baden-württembergischen Schnait und im thüringischen Böhlen. Das Betreiben eines Dorfladens als eingetragener Verein ist weit verbreitet, wenn sie hauptsächlich ideell und nur untergeordnet wirtschaftlich tätig sind. Für einen Eintrag ins Vereinsregister sind neben einer Satzung auch ein Gründungsprotokoll, ein gewählter Vorstand und mindestens sieben Vereinsmitgliedern nachzuweisen. Weitere Informationen zur Gründung einer Initiative finden Sie in unserer Checkliste Organisationsformen |
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