Vom Leerstand zum Lieblingsladen




Wo große Einkaufscenter den Laden um die Ecke verdrängt haben, holen DorfbewohnerInnen ihre gute Tante Emma zurück. Mit viel Erfolg, wie drei Beispiele zeigen.
Nach der Schließung des letzten Ladens kommt das Dorfleben in dem kleinen Ortsteil Effeld fast zum Erliegen. Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken und die Grundversorgung im Ortssteil zu gewährleisten, beschließen 2020 ambitionierte AnwohnerInnen, einen eigenen Dorfladen zu gründen. Mit Hilfe des DORV-Konzepts sichern sie nicht nur die Nahversorgung, sondern schaffen zusätzlich einen wichtigen Begegnungsort für alle Generationen. Hier gestalten sie einen Ort für Gemeinschaft und Nachbarschaftshilfe. Ihr buntes Programm begeistert Jung und Alt im Dorf. Heute engagieren sich 50 Freiwillige und fünf Teilzeit-Angestellte für den Betrieb des Dorfladens und dem angeschlossenen Begegnungs-Café. Mit ihrem diesjährigen Projekt „Jahr der Gesundheit“ werden für den AOK-Förderpreis „Gesunde Nachbarschaften“ 2025 nominiert. In zwei Jahren soll der Dorfladen in größere Räume ziehen.
Zwei Dörfer, eine Mission
Im beschaulichen Westallgäu gründen DorfbewohnerInnen gleich zwei Läden an unterschiedlichen Orten. Sie eröffnen in den Nachbardörfern Haslach und Primisweiler im Frühjahr 2008 „Unsere Läden“ als Schomburger Dorfläden eG. „2007 haben innerhalb eines Jahres die einzigen Läden in beiden Orten zugemacht“, schildert der Geschäftsführer Albert Beaumart die damalige Situation. 418 DorfbewohnerInnen treten daraufhin in Aktion und stellen durch den Ankauf von Genossenschaftsanteilen die finanzielle Basis von 78.000 Euro für das Projekt. Ihr Einsatz lohnt sich. Schon in den ersten Monaten schreiben die Läden schwarze Zahlen. Möglich ist das nur durch Unterstützung der zahlreichen Freiwilligen in beiden Orten. Ihr gemeinsames Motto bringt es auf den Punkt: „Nur wer etwas tut, hat die Chance, etwas zu verbessern.“
Ein Lädle fürs Leben
Als auch noch der letzte Laden im Ort zumacht, gründen die Anwohnenden im schwäbischen Schnait 2003 einen Verein, holen sich einen zinslosen Kredit von der Gemeinde und finanzieren damit die Grundausstattung ihres „s´Lädle“. Inzwischen finanziert sich der Laden über den monatlichen 5-Euro-Mitgliedsbeitrag der 315 Vereinsmitglieder sowie dem Gewinn aus dem Verkauf. „Wir kaufen die Lebensmittel selbst ein und achten auf gute Qualität“, sagt der Vorsitzende des Vereins Wolfgang Lenz. MinijobberInnen und weitere NachbarInnen sind im Geschäft tätig. Die Idee findet schnell weitere Anhänger. Inzwischen haben auch die DorfbewohnerInnen im nahegelegenen Aichwald einen eigenen Laden gegründet.
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Organisationsformen für Dorfläden: Genossenschaft: Von den Vorteilen der Genossenschaft sind neben der Gemeinde Schomburg auch die Nachbarn in Gailenkirchen überzeugt, die „Unseren Dorfladen“ gründeten.Eine Genossenschaft beruht auf den Prinzipien Selbstverwaltung, Selbsthilfe und Selbstverantwortung. Die Mitglieder kaufen Anteile und stellen so das Kapital bereit, um gemeinsam unternehmerisch tätig zu sein. Geführt wird die Genossenschaft von die vom Vorstand und Aufsichtsrat, die von den Mitgliedern gewählt werden. Verein: Wie gut sich das Vereins-Konzept bewährt, zeigen die Dorfläden im baden-württembergischen Schnait und im thüringischen Böhlen. Das Betreiben eines Dorfladens als eingetragener Verein ist weit verbreitet, wenn sie hauptsächlich ideell und nur untergeordnet wirtschaftlich tätig sind. Für einen Eintrag ins Vereinsregister sind neben einer Satzung auch ein Gründungsprotokoll, ein gewählter Vorstand und mindestens sieben Vereinsmitgliedern nachzuweisen. Weitere Informationen zur Gründung einer Initiative finden Sie in unserer Checkliste Organisationsformen |
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