Initiativen-Portraits

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Der „Blücher Spielplatz“ war ein Schandfleck im Wiesbadener Westend – bis engagierte Eltern ihn durch großes Engagement in ein wahres Schmuckstück verwandelten.

Der „Blücher Spielplatz“ im Wiesbadener Westend, der einzige Spielplatz in einem kinderreichen und multikulturellen Wohngebiet, bot viele Jahre lang ein trostloses Bild: marode Geräte aus den 60er-Jahren, das Gelände trist und verschmutzt. 2005 nutzten Nachbarn eine Bürgerversammlung im Stadtteil, um auf das Problem hinzuweisen. Doch der Stadt fehlten die Mittel für die Sanierung des Spielplatzes. Die Nachbarn ließen sich nicht entmutigen. Und bekamen den Tipp eines Vertreters des Stadtteilmanagements, Gelder aus einem Topf für soziale Zwecke zu beantragen. Das gab den Anstoß: Spontan gründeten fünf Mütter, die sich bislang nicht kannten, die „Initiative Blücher Spielplatz“. Innerhalb einer Woche stellten die Nachbarinnen die Anträge. Mit Erfolg: Die Stadt gab die Mittel zur Begrünung des Spielplatzes frei. „Wir haben allen Nachbarn Bescheid gesagt, überall Plakate aufgehängt und zur Begrünungsaktion eingeladen. Und waren total überrascht, dass sich so viele Eltern meldeten, die mit ihren Kinder halfen, die Anlage zu bepflanzen“, erinnert sich Gründungsmitglied Ulrike Huse.

Immer schön die Werbetrommel rühren

Von diesem Erfolg beschwingt, wagten die Initiatorinnen einen weiteren Schritt: Mit dem Ziel, weitere Förderungen zu erhalten, gründeten sie einen Verein. Die Rechnung ging auf. Eine Stiftung finanzierte für sechs Monate einen Spielplatzbetreuer, der heute eine feste Institution darstellt. Der aus Mosambik stammende Betreuer ist Ansprechpartner und Mediator für die Kinder der multikulturellen Nachbarschaft, veranstaltet Workshops und bietet den Kindern Spiele an. „Man muss sich als Initiative einen Namen machen und sein Engagement öffentlich zeigen“, sagt Ulrike Huse. „So ist unser Spielplatzbetreuer nicht nur eine wichtige Anlaufstelle für die Kinder des Westends, sondern hat auch für eine gute Berichterstattung in der lokalen Presse gesorgt.“ Die Initiative pflegte diese Kontakte zur Lokalredaktion wie auch zu anderen sozialen Organisationen, z. B. dem Jugendzentrum. Und sie brachte sich auch in städtische Projekte ein.

Engagement macht Spaß!

Ein erneuter Antrag der Nachbarn an die Stadt führte zu weiterem Erfolg: Die Stadt  finanzierte neue Spielgeräte und band die Initiative eng in die Gestaltung ein. So entstand ein naturnaher Spielplatz mit Baumhaus, Rutsche, Schaukel, Wackelbrücke und Wasserspielen. Gepflegt und gewartet wird er von einem Spielplatzwart, den die Stadt bezahlt. Selbstverständlich haben auch die Eltern ein wachsames Auge auf den Spielplatz. Jedes Jahr veranstalten die Nachbarn im Rahmen der städtischen Aktion „Wiesbaden Engagiert“ eine Kinderolympiade u. a. in den „Disziplinen“ Apfelschnappen, Sackhüpfen, Schubkarrenrennen. Die Mitarbeiter der teilnehmenden Unternehmen unterstützen die Organisation des Festes. „Unser Engagement macht uns einfach viel Spaß“, erklärt Ulrike Huse begeistert. „Das, was man erreicht, und die Unterstützung, die man erhält, befriedigen ungemein. Außerdem sind die Gründerinnen unserer Initiative mittlerweile dicke Freundinnen geworden.“