Initiativen-Portraits

Der Weg wird zum Ziel

Die neue Einrichtung für Menschen mit Behinderung im niedersächsischen Schortens liegt etwas außerhalb. Eine Zufahrtsstraße sollte sie mit dem Rest des Ortes verbinden. Den Schortensern war schnell klar: Nur eine Verbindungsstraße reicht nicht, es braucht mehr, um die neuen Nachbarn willkommen zu heißen und ins Dorfleben einzubinden. So entstand die Idee der „Langsamstraße“: Aus der Zufahrtstraße wurde ein Erlebnispfad mit kreativen Verweilstationen.

Preisverleihung Schortens

Preisverleihung in Schortens

Eine Radlergruppe macht Rast an der Picknickstation und packt ihren Proviant aus, Großeltern und Enkel spielen Draußen-Memory, Passanten fotografieren sich gegenseitig mit den Riesenblumen, eine Fußgängerin studiert die Geschichte auf dem Schild der Windrose. Jemand hat Rätselfragen in Plastikhüllen an jede Station gepinnt. „Die Straße ist zum Ziel geworden“, sagt Peter Finkenstädt aus Schortens. 2011 eröffneten die Nachbarn die erste Station der „Langsamstraße“, die eine lebendige Verbindung der neuen Einrichtung für Menschen mit Behinderung zum Rest des Ortes herstellen und Besucher aus allen Ortsteilen anlocken sollte. Beim „Draußen-Memory“ können Passanten mit überdimensionalen Memorykarten im Freien spielen. Danach folgten Stationen wie „Wohnzimmer mit Ausblick“ und „Wunderland“. Im Rahmen des Wettbewerbs kam ein weiteres Projekt hinzu: die „Wurmstation“, die Passanten Einblicke ins Erdreich ermöglicht. „Unsere Nachbarschaft ist durch die Aktion gewachsen und zusammengerückt“, sagt Peter Finkenstädt. „Anwohner halten an und sprechen mit den Gärtnern bei der Arbeit. Ein tolles Miteinander!“

Ausgezeichnetes Engagement

Zur Preisverleihung am 22. Oktober reiste Prominenz an: Mike Krüger kam mit Maik Peschke, Marktleiter des hagebaumarkts in Sande, und Erdtrud Mühlens von Netzwerk Nachbarschaft. Maik Peschke war begeistert: „Ihre Bestrebung, die behinderten Menschen aktiv zu inkludieren, ist allein schon aller Ehren wert – Ihre Umsetzung jedoch ist bundesweit einmalig.“ Der Plan der Schortenser ist aufgegangen, der Weg ist zum Ziel geworden. Peter Finkenstädt: Radfahrer und Spaziergänger wählen die Langsamstraße als Weg, obwohl eine andere Strecke viel kürzer wäre. Sie nehmen diese Straße, weil sie so schön ist!“ Und weil das Projekt so erfolgreich war, soll es direkt weitergehen: Als nächstes sollen die „Jetzt-Straße“, die „Kuhstation“ und ein „Puzzlepoint“ die Erlebnisstationen ergänzen. Danach planen die Schortenser Veranstaltungen unter dem Motto „Leben miteinander“ an den verschiedenen Stationen.