Fluthilfe unter Nachbarn




Nachbarn sind Meister in einer Disziplin, in der sich der Staat manchmal schwertut – schnelle, unbürokratische Hilfe. Netzwerk Nachbarschaft stellt zwei Nachbarschaften vor, die während der Jahrhundertflut und danach Zusammenhalt bewiesen haben.
In 76 Prozent der deutschen Straßen helfen sich die Nachbarn gegenseitig, hat eine Emnid-Umfrage im Auftrag von Netzwerk Nachbarschaft und hagebaumarkt ermittelt. Dass das keine leeren Versprechungen sind, erlebten Nachbarn aus dem sächsischen Zweenfurth. Ihre Geschichte: Sie hatten sich mit ihrem Wasserspielplatz beim Wettbewerb „Die schönste Straße Deutschlands“ beworben, der dann aber von der Elbe komplett überflutet wurde. Die Nachbarn trugen ihr Schicksal mit Humor: „Man konnte meinen, unser Wasserspielplatz-Projekt hätte sich innerhalb weniger Tage um das halbe Dorf erweitert“, sagt Nachbarin Maike Rübsamen. Die Zweenfurther ließen sich nicht entmutigen und haben mit nachbarschaftlicher Unterstützung bereits den kontaminierten Boden und den Fallschutz auf dem gesamten Spielplatz mit 40 Tonnen neuem Sand und Kies ausgetauscht. Nun heißt es wieder ganz offiziell für die Kinder: Wasser marsch! Noch in diesem Sommer sollen sich die Kleinen an einem neugestalteten Wasserleit-, Plansch- und Matschzentrum mit Pumpe und Natursteinbecken vergnügen.
Konkrete Hilfe für Flutopfer
Die Bewohner von Stiepelse in Niedersachsen konnten aufatmen: Obwohl das Dorf direkt an der Elbe liegt, war es nicht von den Überschwemmungen betroffen. Bewohner Klaus Karnatz: „Wir sind verschont geblieben. Es gibt aber viele, die noch in den nächsten Monaten mit beiden Beinen tief in Wasser und Schlamm stehen werden.“ Diesen Elbanrainern wollte der Dorfverein helfen und beschloss, eine Partnerschaft mit Fischbeck in Sachsen-Anhalt einzugehen und die Aufräumarbeiten zu unterstützen: Mit vereinten Kräften richteten die Stiepelser ein Zeltlager für Fischbecker Kinder in ihren Gärten ein und luden Ältere ein, vorübergehend bei Gastfamilien in ihrem Dorf zu wohnen.
Haben Sie auch eine Geschichte über nachbarschaftlichen Zusammenhalt in Notzeiten zu erzählen? Dann schreiben Sie uns an info@netzwerk-nachbarschaft.net. Für Klaus Karnatz hört Nachbarschaft nicht an der Dorfgrenze auf: „An der Elbe sind wir alle Nachbarn und helfen uns gegenseitig“.