Gute Nachbarschaft bedeutet mehr Lebensqualität
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Eine persönliche Frage: Was war Ihr schönstes Nachbarschaftserlebnis? Meine Frau und ich leben in einer Genossenschaftswohnung, obwohl sich das viele bei einem Minister gar nicht vorstellen können. Jedenfalls ist vor Jahren einmal bei uns jemand in der Familie krank geworden. Und was wirklich rührend war: Die Nachbarn klingelten und klopften an und fragten, ob sie uns irgendwie helfen könnten. Das fand ich schon großartig. Und ich glaube, die Idee hinter einer Genossenschaft, nämlich das Miteinander, wird in solchen Momenten sichtbar. Qualitativ hochwertiges Wohnen wird in einer guten Nachbarschaft überhaupt erst möglich. In diesem Zusammenhang – davon bin ich zutiefst überzeugt – werden kleinräumige Genossenschaften eine große Rolle spielen. Hinzu kommt noch die Demografie: Ich glaube, dass wir nur über gute Nachbarschaften zu einem vernünftigen Verhältnis zwischen Jung und Alt kommen können. Welche Aktionen von Nachbarn beeindrucken Sie besonders? Ich kenne Nachbarschaften, in denen man, wenn Eltern berufstätig sind, gegenseitig auf die Kinder aufpasst. Oder sich beim Einkaufen hilft. Oder aber auch zusammen feiert, ob Geburtstag, Weihnachten, Fastenbrechen oder Silvester. Ich glaube, das ist kein materielles Problem. Wir müssen generell das ehrenamtliche Element in unserer Gesellschaft stärken. Denken Sie auch an das große Thema der Integration: das Zusammenleben vieler Kulturen ist in NRW Normalität. Durch gute nachbarschaftliche Verhältnisse lernen sich Menschen kennen und schätzen. Zusammen leben, zusammen halten. Der gesellschaftliche Zusammenhalt beginnt um die Ecke, in der Nachbarschaft. Wir, die Politik, können und wollen nicht in die nachbarschaftlichen Verhältnisse rein wirken. Aber wir können Rahmenbedingungen schaffen, die das friedliche Zusammenleben fördern. Zum Beispiel mit unserer Verabschiedung des Teilhabe- und Integrationsgesetzes, mit dem wir jetzt in ganz NRW kommunale Integrationszentren schaffen. Oder mit unserem Aktionsplan Inklusion, mit dem wir die Lebensbedingungen für Menschen mit Behinderungen verbessern wollen. Warum sind Sie selbst ein guter Nachbar? Ich pflege gute Kontakte mit meinen Nachbarinnen und Nachbarn. Wir tauschen uns regelmäßig aus und passen auch aufeinander auf. Eine funktionierende Nachbarschaft beginnt schon damit, dass man bei Urlaubsreisen einem Nachbarn den Schlüssel anvertrauen kann und der die Blumen gießt. Dies und vieles mehr funktioniert bei uns, und darüber bin ich sehr froh. |