Interview

„Ich klöne gern mit meinen Nachbarn“

Detlef Scheele ist Senator für Arbeit, Soziales, Familie und Integration in Hamburg. Der gebürtige Hamburger gibt seinen Nachbarn gern beim Gespräch über den Gartenzaun Einblicke in das „reale“ politische Leben. 

 

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Herr Scheele, was war Ihr schönstes Nachbarschaftserlebnis?

Ich freue mich über so viel gelebte Nachbarschaft in meinem Stadtteil. So sind die Menschen auf dem Markt um die Ecke wie vertraute Nachbarn für mich. Am schönsten ist es, wenn ich samstags zum Markt fahre, um zwischen meinen Einkäufen einen kurzen Plausch mit meinem hinz und kunzt-Verkäufer* zu halten.

In welchen gesellschaftlichen Bereichen kann gute Nachbarschaft richtig viel bewirken?

Gute Nachbarschaft kann beispielsweise bei der Integration von Migrantinnen und Migranten oder bei der Unterstützung von Seniorinnen und Senioren sehr hilfreich sein. Aber auch generell ist gute Nachbarschaft die Grundlage für ein Gemeinwesen, in dem alle Bürgerinnen und Bürger gerne zusammen leben.
 

Welche Aktionen von Nachbarn beeindrucken Sie besonders?

Gute Beispiele von Aktionen von Nachbarn finden sich im Veranstaltungskalender der Aktionstage „Nachbarschaft verbindet!“, die in allen Hamburger Bezirken stattfinden. Die Aktionstage werden von der Behörde für Arbeit, Soziales, Familie und Integration in Kooperation mit unterschiedlichen Akteuren durchgeführt. Bisher sind in diesem Jahr bereits über 200 Veranstaltungen angemeldet. In dem Kalender sind auch viele Veranstaltungen von Migrantenorganisationen, die Feste veranstalten oder zu einem „Tag der offenen Tür“ einladen. Besonders beeindruckend finde ich Aktionen, bei denen Bürgerinnen und Bürger einfach auf ihre oft anonymen Nachbarn zugehen und fragen, ob man nicht mal was zusammen organisieren und machen will: Dazu gehört Initiative - und auch ein bisschen Mut.

Wo kann die Politik Nachbarschafts-Gemeinschaften stärker fördern?

Politik kann Nachbarschaftsgemeinschaften dadurch fördern, dass sie im Verbund mit anderen Trägern und Organisationen die Rahmenbedingungen bereitstellt und Initiativen unterstützt. Dazu gehört auch, gute Beispiele und Aktivitäten herauszustellen und öffentlich zu machen - wie durch die Hamburger Aktionstage „Nachbarschaft verbindet!“

Warum sind Sie selbst ein guter Nachbar?

Ich bin ein guter Nachbar, weil ich gerne am Gartenzaun stehe und mit meinen Nachbarn darüber klöne, wie das politische Leben wirklich ist.

*„Hinzt und kunzt“ ist das Hamburger Straßenmagazin, das von obdach- und wohnungslosen Menschen auf der Straße verkauft wird.