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Neues von der „Beetfront“

Um seinen Stadtteil zu verschönern, bepflanzte und pflegte Andreas Böhle Grünflächen in seiner Straße. Die Behörde zerstörte eines der Blumenbeete. Begründung: „Das ist illegal!“ Sie hatte nicht mit dem Widerstand des Hamburger Nachbarn gerechnet.

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Drei Jahre lang hatte Andreas Böhle an einer Straßenecke das Beet gepflegt, immer hatte er positive Reaktionen bekommen. Im Sommer waren die Pflanzen überraschend von der Bezirksverwaltung entfernt worden – ohne Vorwarnung. Der Hobby-Gärtner entschloss sich zum Widerstand. Böhle beschwerte sich, doch die Behörde mauerte. Lange zeigte sich der Leiter des Bezirksamts Hamburg-Eimsbüttel, Torsten Sevecke (SPD), unversöhnlich: „Das Beet wird nicht wiederkommen, keine Chance.“ Doch er hatte die Rechnung ohne Guerilla-Gärtner Böhle und die Nachbarn aus dem Stadtteil gemacht. Böhle sammelte die Unterschriften von rund 1.500 Nachbarn, das Satiremagazin NDR extra 3, Lokalzeitungen und Netzwerk Nachbarschaft berichteten. Es gab sogar eine provokative Neubepflanzung durch CDU und Linke – eine seltene Zusammenarbeit. Das Hamburger Abendblatt schrieb: „Die Blumen hat man Andreas Böhle genommen, aber nicht die Kampfeslust.“

Hartnäckigkeit zahlt sich aus

Politik und Behörden sahen sich zunehmend in die Ecke gedrängt. Nachdem Andreas Böhle auch noch Olaf Scholz, den amtierenden Bürgermeister Hamburgs, angesprochen hatte, kam Bewegung in die Sache. Plötzlich ging alles ganz schnell: Knapp vier Monate nach der Zerstörung bekam Böhle nun nicht nur die Patenschaft für die benachbarte große Grünfläche, sondern darf fortan auch das kleine Beet wieder bepflanzen. „Es hat mich riesig gefreut, dass der Widerstand gegen diesen behördlichen Willkürakt am Ende doch so ein glückliches Ende gefunden hat“, sagt Böhle. „Man darf sich so etwas nicht gefallen lassen!“ Zudem haben die Parteien der Bezirksversammlung mittlerweile einstimmig beschlossen, dass das Amt solche Bürgerbeete künftig nicht mehr bekämpfen, sondern unterstützen soll. Auch werden bald Regeln für die Beete aufgestellt, so dass die Behörden nicht mehr derart willkürlich handeln können.

Von engagierten Nachbarn lernen

Böhle und seine Mitstreiter haben auf der ganzen Linie gewonnen. Dennoch wollen sie weiter die Augen offenhalten, damit sich nicht wieder eine Behörde an liebe- und mühevoll gepflegten Bürgerbeeten vergreift. „Zu viele Behörden haben noch nicht verstanden, dass man nachbarschaftliches Engagement fördern muss“, erklärt Andreas Fleischmann von Netzwerk Nachbarschaft. „Eimsbüttel ist ein Beispiel für andere, dass sich der Widerstand lohnt.“ Wohlverdient: Böhle hat schon ein paar winterfeste Pflanzen gesetzt, macht jetzt aber Winterpause. Der Frühling kann kommen...