Planung & Organisation

Mehr wohnen: ohne Autos!

Viele Nachbarn wünschen sich die eigene Straße als verkehrsberuhigte Zone. Für die Sicherheit der Kinder und Erwachsenen, zur Lärmreduzierung und für mehr Umweltschutz machen sich immer mehr Straßengemeinschaften stark. Der kleine Kraftakt für mehr Wohnqualität lohnt sich.

 Verkehrsberuhigt artikel
Was können Anwohner unternehmen, wenn sie ihre Ruhe und Sicherheit durch zu hohes Verkehrsaufkommen in ihrer Straße gefährdet sehen? Wenn ihre Kinder nicht mehr vor der Haustür gefahrlos spielen können? Und ältere Nachbarn sich nicht mehr auf die Straße trauen? Sie können als Straßengemeinschaft einen Antrag bei der Stadt oder der Gemeinde stellen – für eine verkehrsberuhigte Zone oder eine Spielstraße, die komplett für den Autoverkehr gesperrt wird.

Mehrheiten entscheiden

Wichtig ist es, im Vorfeld festzustellen, ob wirklich die Mehrheit der Anwohner für eine Verkehrsberuhigung sind. Nur dann hat der Antrag auch Aussicht auf Erfolg. Er muss formlos beim Verkehrsamt oder dem Bauamt der Gemeinde oder Stadt eingereicht werden. Eine Unterschriftenaktion unterstützt dieses gemeinschaftliche Interesse. Und schafft gleichzeitig große Solidarität. Vorlagen für die Unterschriftenaktionen können im Internet heruntergeladen werden. Der komplette Name und die Anschrift der Unterzeichner müssen vermerkt sein. Die Nachbarn des Hamburger Entenwegs haben schon eine Unterschriftenaktion durchgeführt und konnten 80 Prozent der Anwohner für ihr Anliegen gewinnen. Ralph Honheisser, einer der Bewohner, berichtet: „Unsere Straße beginnt mit einer Kurve und ist schlecht einsehbar. Außerdem gibt es am Anfang der Straße keinen Fußweg und man ist gezwungen, auf der Straße zu laufen. Das ist gefährlich, besonders für die vielen Rollstuhlfahrer, die hier leben.“ Die Nachbarn des Entenwegs wollen ihre Unterschriften jetzt beim zuständigen Verkehrsamt einreichen.

Bauliche Voraussetzungen beachten

Aber nicht nur die Anwohner, die direkt an der Straße wohnen, haben ein Mitspracherecht. Im Idealfall unterstützen auch Nachbarn aus den Querstraßen das Projekt. Vor der Antragstellung sollten sich betroffene Nachbarn und Anwohner informieren, ob ihre Straße schon alleine aus baulicher Sicht zu einer verkehrsberuhigten Zone oder einer Spielstraße umgebaut werden kann. Sind benutzungspflichtige Radwege, Leitlinien, Fahrbahnbegrenzungen oder Einmündungen und Ampelkreuzungen vorhanden, hat der Antrag weniger Aussicht auf Erfolg.

Gute Organisation ist das A und O

Am besten organisieren sich die Nachbarn und Anwohner als Initiative oder Verein, bevor sie den Antrag stellen. Damit haben sie mehr Gewicht im Umgang mit Behörden und können ihre Fähigkeiten optimal einsetzen. Denn vor Einreichung des Antrags gilt es, die derzeitige Verkehrssituation genau zu analysieren. Wie hoch ist das tatsächliche Verkehrsaufkommen? Fahren vermehrt LKWs durch die Straße? Auf Grundlage der Analyse können der Behörde auch handfeste Argumente vorgelegt werden. Ist der Antrag beim Bauamt, Verkehrsamt oder direkt beim Bürgermeister gestellt, liegt die Entscheidung beim Stadt- oder Gemeinderat. Der entscheidet auf Grundlage der Verwaltungsvorschrift zur Straßenverkehrs-Ordnung.

Trommeln für den guten Zweck

Wenn Nachbarn und Anwohner ihr Engagement öffentlich machen, erhalten sie auch mehr Unterstützung für ihr Vorhaben und verleihen ihrer Forderung mehr Nachdruck. Flugblätter zur Information aller Anwohner und ein Gespräch mit der lokalen Presse können da von großem Vorteil sein. Auf privaten Grundstücken aufgestellte, bunt bemalte Warnschilder und Geschwindigkeitsempfehlungen machen auch optisch auf die Aktion aufmerksam.

Komplett autofrei

Wer dem Verkehr und dem Auto in seinem persönlichen Wohnumfeld Lebewohl sagen möchte, kann sich natürlich auch „Autofreien Wohnprojekten“ anschließen. Hier verzichten alle Anwohner komplett auf ihr Auto und einen Stellplatz. Vorzeigeprojekte dieser Art gibt es viele, eines ist die Saarlandstraße in Hamburg, die sich vor zehn Jahren eine autofreie Idylle mitten in der Stadt schuf.
„Wir verzichten auf Autos, weil so unser Quartier für Eltern, Kinder und ältere  Nachbarn ein idealer Wohnort ist“, erläutert Anwohner Jörg-Michael Sohn das Projekt und fügt hinzu: „Wir sind ein grünes Dorf in der Stadt. Jeder kennt jeden und jeder ist für jeden da“. Finanzielle Vorteile hat das Projekt auch: Statt in den teuren Bau einer Tiefgarage investierten die Nachbarn ihr Geld in die Grünanlage, in ein Blockheizkraftwerk und in Regenwasserzisternen.

Vorbilder, die inspirieren

Mehr Wohnen, weniger Kosten – mittlerweile gibt es viele Projekte in Deutschland, die sich dem autofreien Wohnen verschrieben haben. Die Saarlandstraße ist eines dieser Projekte. Der Verein „Autofreies Wohnen e.V.“ >> fördert und unterstützt Initiativen in Hamburg, gibt aber auch Anregungen für Nachbarn überall in Deutschland.

Hier finden Sie weitere Ansprechpartner für Ihr abgasfreies Projekt:

autofrei leben! e.V.
Steinstr. 11
D-10119 Berlin
Tel: +49-(0)30-2313.5674 (AB, bitte Nachricht hinterlassen)
Fax: +49-(0)3222-146.97.71
e-Mail: verein[at]autofrei[Punkt]de
www.autofrei.de

Autofreies Wohnen e.V.
Rose Scharnowski, Geschäftsführerin
Hartzlohplatz 5
D-22307 Hamburg
Tel.: +49-(0)40-278083-61
Fax: +49-(0)40-278083-62
Mail: info[at]autofreieswohnen[Punkt]de
www.autofreieswohnen.de

WoA - Wohnen ohne Auto
Maria Ernst & Gunhild Preuß-Bayer c/o VCD München
Jägerwirtstr. 3
D-81373 München
Tel.: +49(0)89-201-1898; Fax: -5313,
Mail: kontakt[at]wohnen-ohne-auto[Punkt]de
www.wohnen-ohne-auto.de