Wenn Nachbarn Gülle zu Gold machen

Energiequelle für alle Nachbarn im Dorf: Die Biomasse-Anlage. Um Wärme und Strom zu gewinnen, bauen die Landwirte Roggen oder Mais an. Die nachwachsenden Rohstoffe erzeugen beim Gären mit Gülle wertvolles Biogas.
Bildquelle: Bioenergiedorf Jühnde
In Jühnde muss der Schornsteinfeger der hoch hinaus. Denn auch eine Biomasse-Anlage will gewartet werden.
Bildquelle: Bioenergiedorf Jühnde
Umweltfreundliche Energieerzeugung auf der ganzen Linie: Eine große Photovoltaikanlage sorgt im Bioenergiedorf Jühnde für zusätzlichen Strom aus der Kraft der Sonne.
Bildquelle: Bioenergiedorf JühndeIn Niedersachsen sorgen Nachbarn für eine kleine Energie-Revolution: Als erste Gemeinde Deutschlands deckt das Dorf Jühnde seinen Strom- und Wärmebedarf komplett aus Biomasse.
Der Energiegewinnung aus Biomasse, wie Getreide oder Gülle standen die 750 Dorfbewohner in Jühnde zunächst skeptisch gegenüber. Sie fürchteten Geruchsbelästigungen und ein erhöhtes Verkehrsaufkommen. Die Gemeinde nahm die Sorgen der Nachbarn ernst und organisierte eine öffentliche Informationsveranstaltung.
Danach stand für die Jühnder fest: Ihr Dorf steigt auf Biogas um. Eckhard Fangmeier, Sprecher der Bürgerinitiative: „Mit unserem Pilotprojekt wollten wir zeigen, dass sich ein ganzes Dorf vom Ölpreis abkoppeln und saubere Energien nutzen kann – und zwar mit Beteiligung der Einwohner.“
Gold wert: Gärstoff Gülle
Die Nachbarn schlossen sich in einer GbR zusammen und wirkten in Planungswerkstätten an der Umsetzung des Projekts mit. Ende 2004 wurde die Investitionsentscheidung gefällt und eine Genossenschaft gegründet. Im Jahr 2005 war es dann soweit: Das Bioenergiedorf Jühnde nahm seine neue Heiz- und Stromerzeugungsanlage in Betrieb.Die Biomasse-Anlage besteht aus einem Blockheizkraftwerk (BHKW), das Strom und Wärme erzeugt, im Winter wird die Wärmeversorgung durch ein Holzhackschnitzelheizwerk unterstützt. Für die Bioenergieanlage bauen die Landwirte aus der Region nachwachsende Rohstoffe wie z. B. Roggen oder Mais an, die zusammen mit der reichlich vorhandenen Gülle vergoren werden. Das dabei entstehende Biogas treibt das BHKW an.
Auf dem Weg in eine grüne Zukunft
Der Umstieg auf Erneuerbare Energien hat sich für die Jühnder gelohnt. „Bisher haben die Haushalte zwischen 70.000 und 100.000 Euro pro Jahr an Energiekosten gespart“, sagt Eckhard Fangmeier. Und weil die Biogasanlage doppelt so viel Strom produziert wie benötigt, verdienen die Jühnder mit dem Verkauf des Stroms zusätzlich Geld.Mittlerweile schauen Delegationen aus den USA oder China in Jühnde ebenso vorbei wie Vertreter deutscher Kommunen, die auf Biogas umsatteln wollen. Für die Nachbarn in Jühnde hat die Energie-Wende gerade erst begonnen, wie Eckhard Fangmeier berichtet: „Wir wollen ein Centrum Neue Energien zur Wissensvermittlung aufbauen und unsere Erfahrungen an Nachbarn aus Nah und Fern weitergeben. Neben einer zweiten Bioenergieanlage planen wir die Errichtung von Strom-Tanksäulen für Elektro-Autos und denken über Car-Sharing Modelle im Bereich Elektromobilität nach.“
http://www.bioenergiedorf.de