Durchs Rosenbeet zur neuen Heizung

Außergewöhnlicher Einsatz für die Traktoren: Alle helfen mit, die Leitungen für das Nahwärmenetz in Engelsberg zu verlegen.
Bildquelle: Bioenergiedorf Engelsberg
Gartenarbeit mal anders: Damit die Engelsberger sich ihren Traum vom einer zentralen Energieversorgung mit Hackschnitzeln erfüllen können, graben sie ihre Vorgärten um.
Bildquelle: Bioenergiedorf Engelsberg
Endlich ist es vollbracht! Das Hackschnitzel-Heizwerk steht und wird von den Engelsberger Nachbarn begutachtet.
Bildquelle: Bioenergiedorf EngelsbergSeit 2006 wärmt ein zentrales Hackschnitzel-Heizwerk die Häuser der 110 Einwohner des oberpfälzischen Dorfes Engelsberg. Das Leitungsnetz verlegten die Nachbarn selbst - und gruben sich dafür durch ihre Vorgärten.
„Der Vorschlag, das ganze Dorf mit einer zentralen Heizanlage zu wärmen, noch dazu mit heimischen Holz, hat allen Nachbarn sofort gefallen“, erinnert sich Bürgermeister Peter Braun. Die am Stammtisch entworfene Idee wurde in drei Bürgerversammlungen diskutiert, verabschiedet und dann gemeinsam mit der lokalen Politik tatkräftig umgesetzt. Um das 320.000 Euro teure Projekt zu finanzieren, beantragte die Gemeinde staatliche Fördermittel, die Nachbarn in Engelsberg warben um Sponsorengelder.
Schichtwechsel im Vorgarten
Im Sommer 2005 wurde es ernst: Die Hackschnitzel-Heizung hielt Einzug in einen Anbau des örtlichen Feuerwehrhauses. Derweil verlegten die Nachbarn unter Anleitung eines Ingenieur-Fachbüros die Leitungen für das Nahwärmenetz.Pro Haus leisteten die Bewohner (unentgeltlich!) 150 Arbeitsstunden und entwickelten einen regelrechten Schichtbetrieb, wie Bürgermeister Braun berichtet: „Tagsüber arbeiteten die Rentner, abends die Berufstätigen.“ Weil die Leitungen aus Kostengründen nicht unter der Dorfstraße verlegt werden konnten, beschlossen die Nachbarn, die Leitungen durch ihre Vorgärten zu führen. „Da hat sich so mancher mit der Hand durch die Beete gegraben, um die Rosen nicht zu zerstören“, so Braun.
Mit neuer Energie zu mehr Nachbarschaft
Ende 2006 ging die Anlage ans Netz. Seitdem deckt sie den kompletten Wärmebedarf der Engelsberger. Knapp 400 Tonnen Hackschnitzel verfeuert die Heizanlage jährlich, für alle Fälle ließ die Gemeinde zusätzlich einen Ölkessel installieren. Durch die zentrale Heizanlage spart das Dorf im Jahr um die 40.000 Euro, die weiteren Energie-Projekten wie z.B. einer dorfeigenen Photovoltaikanlage zugute kommen.Das Hackschnitzel-Heizwerk ist den Engelsbergern mittlerweile richtig ans Herz gewachsen. Peter Braun: „Alle Nachbarn helfen mit, die Anlage zu warten. Dieses Projekt hat die Leute zusammengeschweißt, die sind heute einander noch enger verbunden als zu Anfang des Projekts.“