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„Wir brauchen eine Begrünungsoffensive!“
Der Bundesverband GebäudeGrün e.V. ist seit 2022 Partner des Netzwerk Nachbarschaft für die Aktion „Jede Wiese zählt!“. Beide Organisationen beraten Nachbarschaften, wie sie auf unbürokratischem Wege ihre Begrünungsaktionen umsetzen und Förderungen erhalten können. Im Interview beantwortet Dr. Gunter Mann, Geschäftsführer des Bundesverbands und Diplombiologe, die wichtigsten Fragen zur Gebäudebegrünung und räumt mit Vorurteilen auf.
Herr Dr. Mann, unsere Umfragen haben gezeigt, dass die Bereitschaft zur Fassaden- und Dachbegrünung in der Bevölkerung recht hoch ist. Es passiert aber noch zu wenig angesichts der Dringlichkeit dieser Maßnahmen für den Klimaschutz. Was steht aus Ihrer Sicht einer flächendeckenden Umsetzung vor allem in Städten entgegen?
Einerseits brauchen wir eine klare und unbürokratische Förderpolitik, die die hohe Akzeptanz aufgreift und so auch zu konkreten Handlungen führt. Viele Kommunen haben bereits Fördertöpfe eingerichtet. Doch wir brauchen eine Begrünungsoffensive, vor allem in den Städten. Es gilt verstärkt, Vorurteile und Unsicherheiten abzubauen und die Praxis-Beratung zu stärken.
Viele denken, dass der Pflegeaufwand für Dach- und Fassadenbegrünungen zu hoch sei. Stimmt das eigentlich noch?
Wie jedes andere lebende Grün muss auch die Dachbegrünung mal gepflegt werden. Bei einer extensiven Dachbegrünung hält sich die Pflege in Grenzen. Wir unterscheiden zwischen einer bodengebundenen Fassadenbegrünungen und der wandgebundenen Fassadenbegrünung. Beide Systeme unterscheiden sich im Pflegeaufwand, doch wir können Entwarnung geben: Bei professioneller Umsetzung, die ja finanziell gefördert wird, halten sich die Pflegemaßnahmen im Rahmen und sind lohnenswerte Investitionen. Zum einen erzeugen sie ein deutlich besseres Stadtklima, zum anderen helfen sie auch, Energie zu sparen. Durch die Bepflanzung erzielen wir eine Fülle an positiven Wirkungen, die gar nicht gegenzurechnen sind. Bei immer stärker verdichteten Städten kommen wir nicht mehr umhin, in Stadt- und damit Gebäudegrün zu investieren.
Wie steht es mit den Kosten für Dach- und Wandbegrünungen und deren Pflege? Sind die aus Ihrer Sicht verhältnismäßig?
Ja, unbedingt. Durch die Förderprogramme, die viele Städte bereits anbieten, rechnet sich die Investition. Bedenken Sie, dass die Begrünung auch die Energie-Kosten der Hausbewohner reduzieren hilft und für ein gesünderes Wohnumfeld sorgt. Unsere Empfehlung ist, dass Hausbesitzer oder Wohneigentümergemeinschaften vor Bau- bzw. Begrünungsbeginn beim örtlichen Bau- bzw. Gartenamt nach Zuschüssen fragen. Wir vom Bundesverband GebäudeGrün e.V. (BuGG) führen alle zwei Jahre eine Umfrage bei allen deutschen Städten über 20.000 Einwohner durch und weisen die direkten und indirekten Förderungen von Gebäudebegrünung aus. Die Ergebnisse der letzten Umfragen sind unter www.gebaeudegruen.info zu finden.
Welche Vorteile schaffen Dach- und/oder Fassadenbegrünungen?
Fassadenbegrünungen sorgen mit ihrer Verdunstungsleistung für „frische“ Luft und tragen dazu bei, den urbanen Hitzeinseln entgegenzuwirken. Wie auch die Dachbegrünungen kühlen sie das Gebäude und ihre Umgebung durch Verdunstung und bewahren es durch Verschattung vor der großen Sommerhitze.
Zudem schützt die Begrünung der Hauswand besser vor Witterungseinflüssen, UV-Strahlung und, auch wenn es sich kurios anhört, vor Graffiti. Es kommt zur Minderung der Schallreflexion und Bindung von Feinstaub und Stickoxiden. Speziell die Dachbegrünung sorgt für eine Wasserrückhaltung und damit eine Entlastung der Kanalisation und sorgt zudem für eine Erhöhung des Wirkungsgrades von Photovoltaikanlagen.
Welche Maßnahmen plant Ihr Verband, um klimafreundliche Dach- und Fassadenbegrünung noch stärker voranzubringen? Wie bewegen Sie die Menschen zum Handeln?
Wir initiieren in diesem Jahr bereits zum 2. Mal die „Aktionswoche Gebäudegrün“, in der wir bundesweit zu Informationsaktionen zum Thema Dach-, Fassaden- und Raumbegrünung aufrufen. Wir klären mit verschiedenen Aktionen auch Nachbarschaften darüber auf, wie einfach und wirksam es doch ist, die erforderlichen Maßnahmen für den Klimaschutz umzusetzen. Beispiele und Informationen können Interessierte unter www.gebaeudegruen.info/aktionswoche einsehen.
Nachbarschaften können sich das geballte Praxiswissen des BuGG in Seminaren und Workshops, im Rahmen von bundesweiten Aktionswochen sowie anhand von Broschüren und Richtlinien zunutze machen. Die qualifizierte Beratung auch in Fragen der Förderung, sowie die professionelle Begleitung des BuGG unterstützt Nachbarschaften bei der Umsetzung ihrer gemeinschaftlichen Begrünungsprojekte. |